# taz.de -- Duale Systeme: Vorm Recyceln erst mal kräftig tricksen
> Die Dualen Systeme werfen sich in ihre typische Jahresend-Schlacht. Doch
> bei allem Streit untereinander haben die Firmen auch einen gemeinsamen
> Gegner.
(IMG) Bild: Mit Müll ist viel Geld zu verdienen.
Freue dich, Christkind kommt bald? Nix da, zumindest bei den deutschen
Abfallentsorgern. Sie sind in ihren inzwischen üblichen Jahresend-Streit
darüber verfallen, ob sich alle Dualen Systeme an die Regeln halten oder
einzelne sich auf Kosten der anderen bereichern.
"Die Finanzierung der Verpackungsentsorgung steht vor dem Aus", urteilt
Burkhard Landers, Präsident des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und
Entsorgung (bvse). Reparaturversuche am System seien reihenweise
gescheitert. "Wer die Verpackungsentsorgung in Deutschland sichern will,
muss spätestens jetzt umdenken", so Landers.
Gemach, gemach, heißt es von den Dualen Systemen. Bei diesen neun
Dienstleistungsunternehmen müssen die Hersteller oder Verursacher von
Verpackungsmüll angeben, wie viel Plastikbecher oder Chipstüten sie
produzieren werden. Entsprechend diesen Mengen zahlen sie in einen Topf
ein, aus dem die Dualen Systeme bezahlt werden. Das heißt: Produziert ein
Hersteller mehr Verpackungen, als er meldet, wird ein Teil der Pappe oder
Plaste entsorgt, ohne dass dafür Geld da ist. Ein schlechtes Geschäft für
die ehrlichen Dualen Systeme, ein gutes für die, die tricksen.
Trickserei werfen sich zwar alle gegenseitig vor: Das Lünener Unternehmen
Remondis hat Strafanzeige gegen einen Konkurrenten gestellt, der falsche
Mengenangaben gemacht haben soll. Und das Duale System Interseroh hat dem
Konkurrenten Redual gerichtlich die Behauptung verboten, man schummle bei
Mengenangaben.
Doch von einem Problem im System will man bei Interseroh trotzdem nichts
wissen: "Natürlich ist der Vollzug der Verpackungsverordnung
verbesserungsfähig", sagt Geschäftsführer Markus Müller-Drexel. "Wir wären
aber einen Schritt weiter, wenn alle Unternehmen ihre Mengenangaben von ein
und demselben, unabhängigen Wirtschaftsprüfer prüfen lassen würden. Die
Systemfrage stellen die Unternehmen deshalb nicht, weil sie sich zwar
untereinander streiten, zugleich aber einen gemeinsamen Gegner haben: die
Kommunen. Die möchten im Zuge der Runderneuerung des
Kreislaufwirtschaftsgesetzes ebenfalls mitmischen bei der
Verpackungsentsorgung.
Die funktioniert trotz alldem gut in Deutschland: Laut am Donnerstag vom
Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichten Zahlen wurden 2008 rund 81 Prozent
der 16 Millionen Tonnen gesammelten Verpackungen energetisch oder stofflich
verwertet. Die gesetzlich vorgeschriebenen Verwertungsquoten seien, wie in
den Vorjahren, übererfüllt worden, sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth.
9 Dec 2010
## AUTOREN
(DIR) Heike Holdinghausen
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