# taz.de -- Aktionswoche gegen Müll: Deutschland zum ersten Mal dabei
       
       > Tauschbörsen, Kunst und Diskussionen für weniger Müll – im Rahmen einer
       > Aktionswoche rufen Umweltschützer und Künstler dazu auf, sparsamer mit
       > Rohstoffen umzugehen.
       
       BERLIN taz | Von Portugal bis Estland, von Irland bis Malta soll eine Woche
       lang weniger Müll produziert werden. Deutschland beteiligt sich in diesem
       Jahr zum ersten Mal an der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung. 40
       Projekte in verschiedenen Städten beschäftigen sich noch bis Sonntag mit
       dem Thema - europaweit sind es über 4.000 Aktionen in 17 Ländern.
       "Deutschland sieht sich zwar immer als die Recyclinggesellschaft, aber bei
       der Abfallvermeidung sind wir überhaupt keine Vorreiter", sagt Indra
       Enterlein, Expertin für Abfallvermeidung beim Naturschutzbund Nabu, der die
       Themenwoche in Deutschland koordiniert.
       
       Rund 380 Millionen Tonnen Abfall werden jährlich in Deutschland produziert.
       Etwa ein Drittel davon sind Haushalts- und Gewerbeabfälle. Die
       Recyclingquote liegt zwar bei 75 Prozent, aber bei der Müllvermeidung sieht
       der Nabu erhebliche Potenziale. "Da sind vor allem die Hersteller in der
       Pflicht, die bei ihren Produkten und Verpackungen viel mehr darauf achten
       müssten", sagt Enterlein, "aber auch die Verbraucher können einiges tun."
       
       An die richten sich auch die Projekte in der Abfallvermeidungswoche. Meist
       mit altbekannten Strategien: Mehrweg- statt Einwegflaschen, reparieren oder
       ausleihen statt neu kaufen, Brotdose statt Alufolie, Stoffbeutel statt
       Plastiktüte. "Das weiß eigentlich jeder, aber trotzdem setzen es viele
       Menschen im Alltag nicht um", sagt Enterlein. Zu den deutschen Aktionen
       gehören außerdem Verschenk- und Tauschbörsen im Internet, die sowohl
       bundesweit als auch regional eine Alternative zum Wegwerfen oder Verkaufen
       sein wollen. Auch verschiedene KünstlerInnen beschäftigen sich während der
       Aktionswoche mit dem Thema Müll.
       
       "Wir wollen in das Bewusstsein der Menschen bringen, wie viel Abfall
       vermieden werden könnte", sagt Enterlein. Denn die Situation sei in
       Deutschland ziemlich festgefahren. Zwar wird gerade über ein neues
       Kreislaufwirtschaftsgesetz verhandelt, Fortschritte sind damit laut Nabu
       aber kaum zu erwarten. Der Entwurf aus dem Bundesumweltministerium sehe
       Recyclingquoten vor, die bereits jetzt erfüllt würden, und spare das Thema
       Müllvermeidung ganz aus. "Da stecken auch die Interessen der
       Abfallverwerter dahinter", sagt Enterlein, "die wollen natürlich ihre
       Müllverbrennungsanlagen auslasten."
       
       Man sei sich durchaus bewusst, dass in der Abfallvermeidung noch Potenziale
       stecken, heißt es dagegen aus dem Bundesumweltministerium. Deshalb habe man
       sich ja auch als Partner der Aktionswoche verpflichtet. Aber die Aktionen
       seien nur ein kleiner Baustein. Und auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz sei
       zunächst einmal nur die Umsetzung einer Richtlinie der Europäischen Union.
       Ministeriumssprecher Jürgen Maaß: "Wirklich messen lassen müssen wir uns an
       konkreten Verordnungen und deren Folgen - da wird sich zeigen, ob wir die
       Ressourceneffizienz noch steigern oder auf dem bestehenden Stand
       verharren."
       
       21 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Heim
       
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