# taz.de -- Kommentar Kubicki: Das Datenleck der Liberalen
> Kubicki ist der einzige, der offen sagt: Der Kaiser ist nackt. Nämlich
> Kaiser Guido Westerwelle. Die FDP setzt auf "Augen zu und durch" – doch
> das wird nicht klappen.
Der als "Maulwurf" titulierte Exbüroleiter Helmut Metzner hat die Probleme
der FDP, die er gegenüber dem US-Botschafter so fröhlich ausplauderte,
nicht verursacht. So ähnlich verhält es sich mit Wolfgang Kubicki, dem
starken Mann der schleswig-holsteinischen FDP. Wie Metzner sagt er
lediglich, was interessierte Zeitungsleser bereits wissen können: Die FDP
ist rat- und orientierungslos, Parteichef Westerwelle überfordert und seine
teilweise Entmachtung nur noch eine Frage der Zeit.
Doch wie bei Westerwelles Exbüroleiter, den die US-Botschaft als
Informanten nutzte, erhalten Kubickis Worte ihre Sprengkraft nicht aufgrund
ihres Inhalts, sondern dadurch, in welchem Zusammenhang sie gefallen sind.
Kubicki ist - neben dem hessischen FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn - der einzige
Freidemokrat, der das Naheliegende offen ausspricht: Kaiser Guido ist
nackt. Verwunderlich ist weniger, dass der fröhliche Egozentriker aus Kiel
diese Wahrheit ausspricht, sondern dass außer ihm kein sogenannter
Liberaler nach einem Jahr Dauerkrise den Mumm zu ähnlich offenen Worten
aufbringt.
Die ängstliche FDP hofft, die Wahlen des kommenden Jahres mit
zusammengebissenen Zähnen zu überstehen. Das wird nicht funktionieren.
Schon das vergangene Jahr hat die katastrophalen Folgen dieser
Durchhaltetaktik gezeigt. Stets hat die Partei ihre Versprechen erst
aufgegeben, als das Beharren darauf ihr den Ruf der Realitätsverweigerung
einbrachte.
Deshalb geht die FDP ins Regierungs- und Wahljahr 2011 mit einem
irrlichternden Vorsitzenden, ohne Ziele und Debatte über Alternativen.
Dabei wird es bleiben, solange Guido Westerwelle an der Spitze von FDP und
Außenamt steht. Also mindestens bis zum Bundesparteitag im Mai.
13 Dec 2010
## AUTOREN
(DIR) Matthias Lohre
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