# taz.de -- Kommentar Berlusconi: Nichts geht ohne Silvio
       
       > Die linke Opposition in Italien ist wieder mal tief zerstritten. Solange
       > das so bleibt, muss Ministerpräsident Berlusconi sich keine ernsthaften
       > Sorgen um die Macht machen.
       
 (IMG) Bild: Sieger ohne Glanz: Silvio Berlusconi.
       
       Vor vier Wochen schien sein unrühmliches Ende besiegelt: Erst das
       Misstrauensvotum im Parlament, dann die Wiederaufnahme diverser Prozesse,
       womöglich gar eine schnelle Verurteilung. Doch jetzt geht Silvio Berlusconi
       wieder mit guten Siegchancen in die Kraftprobe mit der Opposition. Italiens
       Premier bestätigt damit seinen Ruf als politisches Stehaufmännchen. Zudem
       ist er mittlerweile völlig Skandal-resistent - egal, ob es da um
       Sexgeschichten oder um Stimmenkauf geht.
       
       Darüber mag man in Bewunderung für das finstere Genie verfallen, das seine
       Medien wie seine Milliarden ungeniert für den eigenen Machterhalt einsetzt.
       Man mag aber auch fragen, wie es eigentlich um die demokratische
       Öffentlichkeit und um die Opposition eines Landes bestellt ist, das
       anscheinend völlig ungerührt dem Wirken Berlusconis zuschaut.
       
       Umfragen bestätigen, dass der Berlusconi-Block mit 43 bis 44 Prozent erneut
       beste Chancen auf einen Wahlsieg hätte. Gewiss ist die in westlichen
       Demokratien einzigartige Medienmacht, über die der Regierungschef verfügt,
       äußerst hilfreich. Doch Wirkung kann das Medien-Sperrfeuer nur deshalb
       erzielen, weil große Teile der italienischen Wähler traditionell der
       Auffassung sind, die Einhaltung der Gesetze oder auch politischer
       Anstandsnormen sei eigentlich zweitrangig.
       
       Erstrangig war und blieb ihnen, dass die Falschen, die "Roten" nämlich, von
       der Macht ferngehalten werden. Das war schon in den Zeiten der
       glorreich-korrupten Christdemokraten und Sozialisten so wie jetzt unter
       Berlusconi.
       
       Die Opposition hilft Berlusconi - und sei es nur dadurch, dass sie selbst
       auf dem Höhepunkt der Krise seiner Rechtsregierung vor allem damit glänzt,
       die eigenen Anhänger zu demoralisieren. Wo die Linke und die politische
       Mitte hinwollen, ist keinem ihrer Wähler recht klar. Klar ist bloß, dass
       die Opposition wieder mal tief zerstritten ist. Solange das so bleibt, muss
       Berlusconi sich keine ernsthaften Sorgen machen.
       
       13 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
       
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