# taz.de -- Kommentar Korea: Seoul spielt mit dem Feuer
       
       > Ein langfristiger Wandel in Nordkorea wäre für beide Seiten gut. Denn ein
       > vom Süden forcierter Zusammenbruch des Regimes würde vor allem eine Seite
       > überfordern: Südkorea.
       
       Südkoreas "Manöver" an der Seegrenze zu Nordkorea war keine sinnvolle
       militärische Übung. Stattdessen brachte diese Demonstration der Stärke
       Korea unnötigerweise an den Rand eines Krieges. Zum Glück antwortete
       Nordkorea nicht wie angedroht auf die Provokation. Die Drohungen entpuppten
       sich wieder mal als Bluff. Dabei hat selbst Südkorea sie diesmal sehr ernst
       genommen. Bewohner der bereits im November beschossenen Insel Yeonpyeong
       wurden evakuiert oder in Bunker gebracht.
       
       Südkoreas Präsident Lee Myung Bak wollte jetzt Entschlossenheit
       demonstrieren und rechte Kritiker im eigenen Land beruhigen. Die
       Entspannungspolitik seiner liberalen Vorgänger hat nämlich viele
       enttäuscht. Sie brachte nicht den politischen Wandel im Norden, der im
       Süden ungeduldig herbeigesehnt wurde.
       
       Vielmehr verstärkte sich im Süden der Eindruck, dass der Norden für seine
       Provokationen und den Ausbau seines Atomprogramms auch noch belohnt würde.
       Dabei wird vergessen, dass Kim Jong Il sein Atomprogramm auch deshalb
       ausbaute, weil die USA die Entspannungspolitik hintertrieben, indem sie
       lauthals "regime change" forderten.
       
       Präsident Lee will dem Norden nur noch helfen, wenn dieser zu
       Zugeständnissen bereit ist. Für Pjöngjang ist das ein Signal, dass Lee nun
       auch auf den Zusammenbruch Nordkoreas setzt. Entsprechend aggressiv
       reagiert das Regime und drängt mit militärischen Nadelstichen auf neue
       Verhandlungen.
       
       Bei positivem Verlauf können diese nur wieder auf Entspannungspolitik
       hinauslaufen mit der vagen Hoffnung auf langfristigen Wandel. Nordkoreas
       Zusammenbruch hingegen würde den Süden überfordern und ein ähnliches Chaos
       verursachen wie ein militärischer Schlagabtausch.
       
       20 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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