# taz.de -- Kommentar pro Deutschtests: Endlich ein konkreter Vorschlag
       
       > Wenn man eine kleine Gruppe von Eltern nicht anders erreicht als über
       > Bußgelder, ist das zwar traurig. Trotzdem muss der Staat hier Druck
       > ausüben - im Interesse der Kinder.
       
 (IMG) Bild: Klötzchenbauen: 3, Deutsch: Note unbekannt
       
       Man kann das Gejammer über Integrationsprobleme nicht mehr hören. Die
       Gesellschaft ist gespalten! Die Politiker wissen nicht, was sie tun sollen!
       Allzu viele Sätze wie diese geisterten im Sarrazin-Jahr 2010 durch die
       Talkshows. Viel zu oft wurden dabei auch ausländerfeindliche Ressentiments
       bedient. Und viel zu selten war ein konstruktiver Vorschlag darunter, was
       man denn tun kann, um an der in mancher Hinsicht tatsächlich schwierigen
       Situation in sozialen Brennpunkten etwas zu ändern. Wenn Bildungssenator
       Jürgen Zöllner (SPD) jetzt ankündigt, Sprachtests für Drei- bis Vierjährige
       zu prüfen, um schon die Kleinen in die Kitas zu holen, ist das endlich mal
       ein konkretes Vorhaben. Das durchaus sinnvoll sein kann.
       
       Die Probleme in den Grundschulen sind bekannt: Lehrer fühlen sich
       überfordert, Mädchen und Jungen Lesen und Schreiben beizubringen, wenn die
       schlecht Deutsch sprechen. Das lässt sich mit der jetzigen
       Personalausstattung nur schwer wettmachen. Deutsche Eltern meiden Schulen
       mit hohem Migrantenanteil, weil sie Angst haben, ihr Nachwuchs könnte nicht
       genug gefördert werden. Wer an den "Restschulen" bleibt, hat deutlich
       schlechtere Chancen, nach einem Schulabschluss eine Lehrstelle zu
       ergattern, Abitur zu machen oder an einer Hochschule zu landen.
       
       Deshalb ist es richtig, den Sprachstand der Kinder früh zu testen - und im
       Zweifelsfall einen Halbtags-Kitabesuch vorzuschreiben. Dabei geht es nicht
       darum, die Gruppe der Migranten zu drangsalieren. Es geht um die Mädchen
       und Jungen selbst. Sie sollen früh genug in einer Kita auch die deutsche
       Sprache lernen. Um später bessere Chancen in der Schule und eine berufliche
       Perspektive zu haben. Wenn man eine kleine Gruppe von Eltern nicht anders
       erreicht als über Bußgelder, ist das zwar traurig. Trotzdem muss der Staat
       hier Druck ausüben - im Interesse der Kinder.
       
       Bleibt der Vorbehalt, ob eine solche De-facto-Kitapflicht mit der
       Verfassung vereinbar wäre. Das müssen die Juristen entscheiden. Eine
       eingehende Prüfung ist Zöllners Vorschlag in jedem Fall wert.
       
       1 Jan 1970
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antje Lang-Lendorff
       
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