# taz.de -- Kommentar contra Deutschtests: Hau den Migranten!
       
       > Hat sich eigentlich schon mal jemand überlegt, was es bedeutet, seit
       > Generationen immer wieder als bildungsfern, als Mängelwesen beschrieben
       > zu werden?
       
 (IMG) Bild: Klötzchenbauen: 3, Deutsch: Note unbekannt
       
       Migranten sind meist blöde und kümmern sich nicht ordentlich um ihre Kinder
       - mit diesen platten Vorurteilen hat der Finanzpolitiker und selbst
       ernannte Migrationsfachmann Thilo Sarrazin Millionen verdient. Und uns
       nebenbei noch gezeigt, dass die Vorurteile in viel mehr Köpfen verankert
       sind, als wir in unseren düstersten Albträumen angenommen hätten.
       
       Nicht immer zeigen sie sich so direkt: Sie verstecken sich auch dort, wo
       OberstufenschülerInnen nicht deutscher Herkunft als "VorzeigeschülerInnen"
       zu positiven Ausnahmen gestempelt werden - obwohl längst mehr SchülerInnen
       mit Migrationshintergrund Gymnasien statt Hauptschulen besuchen und ihre
       Zahl stetig weitersteigt.
       
       Kern dieser Denkweise, an der so krampfhaft festgehalten wird, ist,
       EinwanderInnen und ihre Nachkommen als minderbemittelte Deppen
       hinzustellen, die an ihrer Blödheit auch noch selbst schuld sind. Das
       erspart einem zu hinterfragen, wie es eigentlich sein kann, dass manche
       Kinder mit wenig Deutschkenntnissen auch noch nach sechs Jahren
       (deutscher!) Grundschule nicht viel dazugelernt haben: Sind halt
       bildungsferne Integrationsverweigerer!
       
       Jedes zweite Kind unter drei kommt heute aus einer Einwandererfamilie.
       Meist ist diese in der dritten oder vierten Generation hier, Eltern haben
       selbst schon hier die Schulen und Kitas besucht und sind so bildungsfern
       nicht - das zeigen die Statistiken wachsender Bildungserfolge von
       MigrantInnen. Aber hat sich eigentlich schon mal jemand überlegt, was es
       bedeutet, seit Generationen immer wieder als bildungsfern, als Mängelwesen,
       als gesellschaftliches Problem beschrieben zu werden? Was es bedeutet, wenn
       die mächtigere Mehrheitsgesellschaft einen (nun schon mit drei Jahren!) als
       defizitär mit Strafandrohung in eine Sonderklasse abkommandiert?
       
       Kinder brauchen Er-, nicht Entmutigung, brauchen Anerkennung für das, was
       sie können und lernen, nicht dauerndes Herumreiten auf allem, was sie (noch
       nicht) gelernt haben. Da hat wohl der Bildungssenator noch etwas
       dazuzulernen.
       
       27 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alke Wierth
       
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