# taz.de -- Initiative gegen Geldwäsche: Der Vatikan will kein Schurkenstaat sein
       
       > Schluss mit der Geldwäsche: Benedikt XVI. gab bekannt, dass der von ihm
       > regierte Vatikanstaat sich den europäischen Normen gegen dubiose
       > Finanztransaktionen anpassen wird.
       
 (IMG) Bild: Benedikt XVI. während einer Audienz.
       
       ROM taz | Den Beschluss verkündete der Papst mit einem sogenannten
       Apostolischen Schreiben, einem "Motu proprio", das gleich von zwei Gesetzen
       begleitet war: einem über die Einrichtung der vatikanischen
       Finanzmarktaufsicht und einem zweiten "zur Vorbeugung und Bekämpfung des
       Recycling von aus kriminellen Aktivitäten stammenden Profiten und der
       Finanzierung des Terrorismus".
       
       Der Vatikan hofft so, endlich auf die "White List" jener Länder zu
       gelangen, deren Banken in den Augen der EU transparent wirtschaften. Bisher
       nämlich war der Vatikan finanztechnisch ein Offshore-Paradies, für das vor
       allem der skandalumwitterte Name IOR stand.
       
       Die Vatikanbank, offiziell: Istituto per le Opere di Religione (Institut
       für religiöse Werke), agierte als keinerlei Kontrollen unterworfene Bank,
       die immer wieder Schwarzgelder bewegte und Schmiergelder wusch. Erst vor
       drei Monaten hatte die Staatsanwaltschaft Rom 23 Millionen Euro
       beschlagnahmen lassen, die das Vatikan-Institut von einem Konto bei einer
       italienischen Bank weiterüberweisen wollte. Die Vatikanbank hatte trotz
       Aufforderung der Bank weder die Empfängernamen noch den Verwendungszweck
       der Transaktionen mitgeteilt.
       
       Zudem wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den IOR-Präsidenten Ettore Gotti
       Tedeschi sowie gegen den Generaldirektor Paolo Cipriani eingeleitet. Ihnen
       wird zwar nicht Geldwäsche, wohl aber der Verstoß gegen die italienischen
       Normen zur Verhinderung von Geldwäsche vorgeworfen.
       
       Der Vatikan reagierte auf die Vorwürfe mit der Auskunft, alles sei bloß ein
       "Missverständnis". Doch der italienischen Justiz reicht das nicht. Erst vor
       wenigen Tagen ordnete ein Gericht an, die IOR-Gelder vorerst nicht
       freizugeben.
       
       Solche Episoden sollen mit Benedikts Dekret endlich der Vergangenheit
       angehören. Kern der Reform ist die Schaffung einer Aufsichtsbehörde für
       Finanzmarktinformation. Sämtliche Institutionen des Heiligen Stuhls ebenso
       wie des Vatikanstaats sollen in Zukunft bei Geldgeschäften der Kontrolle
       dieser Behörde unterliegen.
       
       Das parallel dazu erlassene Anti-Recycling-Gesetz passt das im Vatikan
       herrschende Recht den von der EU gestellten Anforderungen an, zum Beispiel
       bei der Identifizierung von Konto-Inhabern des IOR.
       
       Bisher gibt es dort zahlreiche Nummernkonten, die von der katholischen
       Kirche nahestehenden Personen gehalten werden; sie sind der ideale Ort, um
       Schwarzgelder zu deponieren. "Eine drastische Reduktion" jener anonymen
       Konten ist denn auch eines der Ziele der neuen Normen, wie italienische
       Medien berichten.
       
       Weiterhin aber wird der Vatikan sich bei den Finanzgeschäften selbst
       beaufsichtigen. Nicht von ungefähr unterstrich der Osservatore Romano, die
       neue Kontrollbehörde bedeute nicht, dass sich der Vatikan der Aufsicht etwa
       italienischer Stellen unterwerfe.
       
       Mit den finanzpolitischen Maßnahmen kommt eine mit der EU vereinbarte
       Neuerung: Der Vatikan will eine gewisse Menge an Euromünzen mit dem Bild
       des Papstes nicht mehr nur Sammlern anbieten, sondern auch in Umlauf
       bringen.
       
       30 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Vatikanbank
       
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