# taz.de -- Papst-Besuch 2011 in Berlin: Wer ist dieser Mann?
       
       > Die katholische Kirche hat Angst, dass zum Berlin-Besuch des Papstes nur
       > ein paar hundert Schaulustige kommen. Hier fünf weltliche Tipps, wie die
       > Kirche den Glauben an Berlin wiedergewinnen kann.
       
 (IMG) Bild: Joseph Aloisius Ratzinger, auch bekannt als Der Papst (aber nur außerhalb Berlins).
       
       Alkohol 
       
       Jedes Event erfordert maßgeschneiderte Rezepte. Als Johannes Paul II. im
       August 2002 Krakau besuchte, erließ die Stadt ein mehrere Tage geltendes
       striktes Alkoholverbot. Warum braucht es einen Rausch, wenn der Papst
       selbst berauschend ist? Nicht so in Berlin. Hier muss beim Rausch der
       Massen etwas nachgeholfen werden. Statt Prohibition heißt die Devise daher:
       freier Fusel für alle. Ganz so, wie es einst der Evangelist Lukas
       verkündete: "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch
       vergossen wird. Nehmt den Wein und verteilt ihn untereinander!" Wobei wir
       beim Abendmahl wären: Eine große Tafel würde dem Zuspruch bei der Heiligen
       Messe sicher nicht schaden. A propos Krakau: Die zweieinhalb Millionen, die
       dem Papst zujubelten, sollten auch für das Berliner Erzbistum die Messlatte
       sein. Alles drunter, auch das Olympiastadion, wären Negativrekorde.
       Zweieinhalb Millionen Schäfchen in Berlin können aber nur auf dem
       Tempelhofer Feld grasen.
       
       Papa-Potenzial: 600.000 Hartz-IV-Empfänger. 
       
       Nachbarschaftshilfe 
       
       "Wir sind Papst", titelte die Bild-Zeitung, nachdem bei der Wahl von Josef
       Ratzinger weißer Rauch überm Vatikan stand. Mit einem rappelvollen
       Tempelhofer Feld kann das vermeintlich gottlose Berlin beweisen: Wir sind
       auch Papst! Allerdings ist da, wie schon beim Berlinbesuch von Johannes
       Paul II. 1996, etwas Beistand aus dem Nachbarland nötig. Also liebe Polen,
       kommt nicht nur zum Arbeiten an die Spree, sondern auch zum Beten. Ein
       schöneres Geschenk zur polnischen EU-Ratspäsidentschaft im zweiten Halbjahr
       2011 könntet Ihr uns gar nicht machen.
       
       Papa-Potenzial: unerschöpflich. 
       
       Integration 
       
       Und nun ein offenes Wort an unsere Migranten: Ihr kommt nach Berlin, weil
       es Euch zuhause nicht mehr gefällt. Weil Ihr verfolgt werdet. Weil Ihr in
       der Anonymität der Großstadt untertauchen könnt. Berlin ist Eurer Paradies.
       Und dann: Kaum hier, schottet Ihr Euch ab und rottet Euch zu
       Parallelgesellschaften zusammen. Und das nennt Ihr Integration? Nein, wahre
       Integration sieht anders aus. Das wird man ja nochmal sagen dürfen. Wahre
       Integration ist der Dienst an der neuen Heimat. Also liebe Rheinländer,
       Bayern, Breisgauer, Münsterländer, Eichsfelder, Pfälzer, Oberschwaben:
       Zeigt, was Euch die Berliner Wahlheimat wert ist. Kommt aufs Tempelhofer
       Feld. Wenn der Papstbesuch erfolgreich ist, dürft Ihr in der U-Bahn sogar
       den Rosenkranz beten. Integration ist schließlich keine Einbahnstraße.
       
       Papa-Potenzial: So viel wie beim Berliner Karneval 
       
       Grün-Schwarz 
       
       Vielleicht scheut Joseph Ratzinger auch deshalb Berlin wie der Teufel das
       Weihwasser, weil der Regierender Bürgermeister zwar katholisch ist, aber
       auch schw... Gut möglich, dass er sogar Kondome benutzt! Und dem Papst die
       Hand schütteln will! Der Vatikan hat deshalb schon Kundschafter ausgesandt,
       um zu prüfen, ob und wie ein solcher Handschlag zu vermeiden ist.
       
       Deren Depesche nach Rom fiel der taz in die Hände. In dem Schreiben werden
       zwei Varianten genannt. Erstens: Der Papst lässt via Petrus einen
       Schneesturm auf Deutschland herabfahren, die Flieger drohen vom Himmel zu
       fallen, das Papamobil hat keine Schneeketten, der Berliner Kelch geht am
       Heiligen Vater vorbei. Zweitens: Der Papst bittet Renate Künast, die
       gottlose Koalition des Schwulen mit den Kommunisten zu beenden und segnet
       ein grünes Bündnis mit den Christdemokraten. Das würde den 22. und 23.
       September dann zum katholischen Feiertag erklären. Bleibt nur nur noch das
       Problem: Wie erklär ich's meinen Wählern? Aber da hat Grünenkandidatin
       Künast schon vorgesorgt. "Die katholische Kirche", sagte sie einmal, "weiß
       zu schätzen, dass wir etwa beim Stammzellengesetz eine klare Position
       haben." It's the economy, darling? Quatsch. It's the Schöpfung!
       
       Papa-Potenzial: 20 Prozent Henkel plus Künast 
       
       Der Prenzelberg 
       
       Heilix Blechle, jetzt haben die Chaoten schon wieder ein Auto angezündet.
       So ebbas aber au. Die soll dr Deifel hola. Doch der Schwabe kämpft sich
       vor. Nach dem Kollwitzplatz hat er seine Truppen schon zum Helmholtzplatz
       durchgebracht. Nur mit Mühe halten die Einheimischen die Gebiete nördlich
       des S-Bahn-Grabens. Dort sagt man noch Tach, im Süden dagegen hört man
       schon "Grüaß Gott". So wird aus der heilen Welt des "Prenzelberg" ganz
       sache eine heilige Welt.
       
       Beweise? Sogar beim Biogemüse ist der Bionade-Biedermeier päpstlicher als
       der Papst. Nur das Thema Scheidung ist ist noch ein Streitfall. Manch
       Latte-Macchiato-Mutter würde sich jedenfalls freuen, wenn der Papst nach
       der Trennung den Segen für ein neues Eheprojekt gäbe. Und bestimmt würde
       sie auch aufs Tempelhofer Feld pilgern.
       
       Papa-Potenzial: Es werrad emmr mehr.
       
       15 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA