# taz.de -- Kommentar Deutsche Bahn: No-Win-Situation
       
       > Die brutale Rationalisierung der Ära Mehdorn rächt sich. Die Bahn muss
       > dringend in Infrastruktur investieren. Die von der Regierung geforderte
       > Gewinnabgabe ist absurd.
       
 (IMG) Bild: Dortmund Hauptbahnhof. Hier könnten in Zukunft auch Abellio-Züge fahren.
       
       Kennen Sie den? Die Bahn hat vier Feinde – Frühling, Sommer, Herbst und
       Winter.
       
       Zur Erinnerung: Im Sommer fielen Dutzende ICEs aus, weil die Klimaanlagen
       streikten. Jetzt im Winter fielen reihenweise Züge aus und die Berliner
       S-Bahn, eine Tochter der Bahn AG, fährt wegen technischer Probleme nur ein
       Notprogramm. Trotzdem fordert die Regierung weiter eine Gewinnabgabe von
       einer halben Milliarde Euro pro Jahr. Das ist absurd.
       
       Denn die Bahn muss investieren, und zwar in Schienen, Weichen und robuste
       Züge. Zudem ist ein Strategiewechsel nötig: weg von der Börse und den
       globalen Märkten. Und hin zum Kerngeschäft in Deutschland, das da heißt:
       Menschen und Güter zuverlässig, schnell und möglichst günstig von A nach B
       zu bringen.
       
       Fairerweise muss man sagen: Die Ausfälle in diesem Winter mit sehr viel
       Schnee haben eine lange Vorgeschichte. Bahnchef Rüdiger Grube hat eine
       Menge Probleme von seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn geerbt. Dazu gehörte
       etwa die brutale Rationalisierung in Berlin: Die S-Bahn schloss
       Werkstätten, baute Personal ab und verschrottete Ersatzzüge. Hinzu kommen
       Konstruktionsmängel bei der jüngsten Baureihe, bei der Räder und Achsen
       nicht dauerhaft stabil sind und Flugschnee die Motoren lahmlegt. All diese
       Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen lösen.
       
       Trotzdem muss die Bahn sie angehen – mit politischer und finanzieller
       Unterstützung. Doch der Konzern begibt sich offenbar lieber auf
       Einkaufstour im Ausland. Er will zum internationalen Player werden. Das mag
       angesichts der EU-weit gewollten Liberalisierung im Bahnsektor nicht
       gänzlich falsch sein – darf aber nicht zur Vernachlässigung der Kunden im
       Inland führen.
       
       Einer anderen ehemaligen Bundesbehörde gelingt dieser Spagat zwischen
       Expansion im Ausland und weitgehend stabilem Inlandsgeschäft übrigens
       besser: der Deutschen Post. Auch wenn zu Weihnachten nicht alle Briefe und
       Päckchen pünktlich waren.
       
       10 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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