# taz.de -- Bremen siegt gegen Hoffenheim: Bremsung auf der Höllenautobahn
       
       > Werder arbeitet sich mit einem 2:1 in letzter Minute gegen die TSG
       > Hoffenheim aus der Krise. Die könnte bei den von ihrem Exmäzen
       > dezimierten Gästen gerade angefangen haben.
       
 (IMG) Bild: Ist die Gurgel des Gegners das Ziel? Der Bremer Marko Marin (o.) gegen Hoffenheims Andreas Beck (u.).
       
       Es hat Zeiten gegeben, da waren Fußballspiele zwischen Werder Bremen und
       der TSG Hoffenheim ein Versprechen auf eine goldene Zukunft. Da spielten
       beide Mannschaften auf Teufel komm raus, als ginge es vor allem darum, am
       Ende das schönere Ende für sich zu haben, am Ende gewann Werder 5:4 etwa.
       
       Im Januar 2011 ist bei diesen beiden Teams alles nur noch Arbeit. Sogar die
       Stimmung. "Auch wenns mal nicht so gut läuft, verdient die Mannschaft die
       Anfeuerung der Fans", fordert der Stadionsprecher etwas unbeholfen. Und
       dann kommt der AC/DC-Klassiker "Highway to hell". Autobahn zur Hölle - das
       klingt für Bremer Ohren wie ein Resümee der Hinrunde.
       
       Die Mannschaft braucht gegen Hoffenheim eine gute halbe Stunde, um die
       Angst aus den Knochen zu schütteln, da legt sich Claudio Pizarro den Ball
       selbst zum 1:0 vor - und zeigt damit eines von Werders Problemen auf: dass
       kaum ein anderer - außer dem jüngst verkauften Almeida - Tore schießt.
       Werders Buhmänner der Hinrunde machen dagegen Hoffnung: Linksverteidiger
       Mikaël Silvestre, der zum Gespött der Fans geworden war, gewann gegen
       Hoffenheim fast alle Zweikämpfe. Der schwer an der Bürde der Özil-Nachfolge
       tragende Aaron Hunt brachte Struktur ins Spiel.
       
       Die Hoffenheimer haben nach dem Abgang von Trainer Ralf Rangnick nicht über
       Nacht ihr schnelles Kurzpassspiel verlernt. Aber ohne den Neubayern Luiz
       Gustavo fehlt eine ordnende Hand und ohne den auf seinen Abschied
       drängenden Demba Ba die Durchschlagskraft im Sturm. Werder kontrolliert das
       Spiel zunehmend, nur Tore gelingen nicht. Wie zuletzt immer rächt sich das:
       Nach 87 Minuten überläuft Hoffenheims bester Offensivmann Boris Vukevic
       Werders lahmende Abseitsfalle und trifft.
       
       Die Bremer Fans sinken schon wieder in sich zusammen, da gibt es in der 91.
       Minute noch mal Freistoß, 30 Meter vom Tor entfernt. Werder-Trainer Thomas
       Schaaf wechselt den kopfballstarken Neuzugang Denni Avdi ein. "Da haben
       natürlich alle gewartet, dass der Ball hoch reinkommt", meinte Werder-Boss
       Klaus Allofs später. Stille im Stadion. Marin legt quer, Frings drischt den
       Ball ins Tor, mit einem Gewaltschuss, der mal als Wendepunkt in die
       Klubgeschichte eingehen könnte. Aber sicher ist sich da keiner mehr. "Ich
       weiß auch nicht, ob im nächsten Spiel wieder der Einbruch kommt", sagte
       Allofs.
       
       Und Hoffenheim? Bleibt sich treu, verliert zum dritten Mal in der
       Nachspielzeit. Der neue Trainer Marco Pezzaiuoli ist nicht einmal sauer,
       betrachtet die Möglichkeiten seiner amputierten Mannschaft realistisch.
       Natürlich würde er gern noch Spieler holen, sagte aber fast resigniert:
       "Wir wissen ja auch, wie der Markt im Winter ist." Da war noch nicht
       bekannt, dass die Ärzte von Stoke City ihr Veto gegen den Erwerb von Demba
       Ba eingelegt hatten und Hoffenheim nicht mit der Millionenablöse planen
       kann. Mit dem Abtrünnigen aber wohl auch nicht.
       
       16 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Kahlcke
       
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