# taz.de -- Kommentar Front National: Le Pen 2.0
       
       > Marine Le Pens Aufgabe wird es sein, den Front National endgültig
       > salonfähig - oder gar regierungsfähig! - zu machen, ohne die
       > ultrareaktionären Stammwähler zu verprellen.
       
 (IMG) Bild: Parteichefin Marine Le Pen vom Front National mit Generalsekretär Steeve Briois.
       
       Es ist noch viel schlimmer, als Jean-Marie Le Pen immer befürchtet hat: Das
       Frankreich, für das der Patriarch des rechtsextremen Front National immer
       gekämpft hat, ist nicht nur vom Niedergang bedroht - es ist längst
       Vergangenheit, ein Mythos. Was bringt es da seinen Landsleuten, einer
       verklärten französischen Monarchie nachzutrauern, den französischen
       Kolonialismus mit seinen Verbrechen zu verklären oder gar die Kollaboration
       des Vichy-Regimes mit den deutschen Besatzern zu rehabilitieren?
       
       Aus diesem Grund möchte seine Tochter Marine, die nun seine Nachfolge an
       der Spitze des Front National angetreten hat, das Image der Partei ein
       wenig dem Trend anpassen: Mit ihrer Polemik gegen "die da oben" greift sie
       den sozialen Unmut auf, mit aggressiven Anti-Islam-Slogans kopiert sie die
       Erfolgsrezepte anderer Rechtspopulisten in Europa. Von allzu
       extremistischer oder rassistischer Rhetorik nimmt sie dabei Abstand.
       
       Doch das Handwerk hat sie bei ihrem Vater gelernt. Jean-Marie Le Pen hat
       immer eine diffuse Angst seiner Wähler vor der Gegenwart ausgebeutet. Lange
       vor einem Jörg Haider gelang es ihm, ein Sammelsurium rechtsradikaler
       Gruppen in eine Partei zu verwandeln, die es nicht nur schaffte, bei Wahlen
       als Spielverderber aufzutreten, sondern auch, Themen zu setzen und
       politische Mentalitäten zu verändern - weit über die eigene Anhängerschaft
       hinaus. Dieser Erfolg machte ihn zum Wegbereiter einer neuen europäischen
       Rechten.
       
       Auf dieses Phänomen einer "schleichenden Lepenisierung", wie Politologen
       die Entwicklung genannt haben, dass rassistische Vorurteile in Frankreich
       schrittweise Alltag geworden sind, kann seine Tochter Marine nun aufbauen.
       Ihre Aufgabe wird es sein, den Front National endgültig salonfähig - oder
       gar regierungsfähig! - zu machen, ohne die ultrareaktionären Stammwähler zu
       verprellen. Keine leichte Aufgabe. Schon ihr eigener Vater warnt sie: "Ein
       nett gewordener Front National interessiert niemand."
       
       16 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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