# taz.de -- USA-China-Gipfel in Washington: Gläubiger besucht Schuldner
       
       > Hu Jintao bekommt in Washington den roten Teppich ausgerollt. Doch
       > zwischen den zur Kooperation verdammten Weltmächten gibt es zahlreiche
       > Konflikte.
       
 (IMG) Bild: Oba Mao: China und die USA rücken trotz diverser Konflikte immer enger zusammen.
       
       PEKING taz | 21 Schuss Salut, Staatsbankett, privates Dinner im Weißen
       Haus: Mit Pomp wird Chinas mächtigster Mann, Staats- und Parteichef Hu
       Jintao, am Mittwoch in Amerika empfangen. Es ist Hus zweiter Staatsbesuch
       in den USA, und wird wohl der letzte in seiner Amtszeit sein.
       
       Die dreitägige Visite fällt in eine Zeit, in der es im Verhältnis zwischen
       den beiden Großmächten kräftig knirscht. So steht denn auch der Streit über
       Pekings Währungspolitik auf der Tagesordnung: Die Amerikaner werfen den
       Chinesen vor, den Yuan künstlich niedrig zu halten, um so billiger
       exportieren zu können und Arbeitsplätze in den USA zu gefährden. Schon
       versuchen Abgeordnete im Kongress, Schutzmaßnahmen gegen chinesische Waren
       durchzusetzen.
       
       Peking fordern von Washington, sorgsamer mit dem Dollar umzugehen. Druckt
       die US-Notenbank wie geplant zu viel Geld, würde dies eine Inflation
       hervorrufen und damit auch Chinas Vermögen entwerten, das zum Großteil in
       Dollar angelegt ist. "Die Liquidität des US-Dollars sollte auf einem
       vernünftigen und stabilen Niveau gehalten werden", mahnte Hu vor seiner
       Abreise.
       
       China ist nach Europa der zweitgrößte Handelspartner der USA mit einem
       jährlichen Handelsvolumen von mehr als 400 Milliarden Dollar. Seine
       Währungsreserven wuchsen auf 2850 Milliarden Dollar. Davon stecken über 900
       Milliarden in US-Schatzbriefen.
       
       Auf der Agenda stehen auch die Atomprogramme Nordkoreas und Irans, die
       Klimapolitik und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. China
       will verhindern, dass die USA Waffen an Taiwan liefern, das Peking als
       "abtrünnige Provinz" ansieht. Ein Durchbruch ist nicht zu erwarten. Als
       Silberstreif am Horizont stellten Diplomaten gemeinsame Projekte der USA
       und Chinas zur Förderung umweltfreundlicher und energiesparender
       Technologien in Aussicht.
       
       Außenministerin Hillary Clinton hatte den Besuch mit einer Rede zum
       bilateralen Verhältnis intoniert: Es gäbe noch "Misstrauen auf beiden
       Seiten", erklärte sie, aber: "Die Vereinigten Staaten begrüßen China als
       aufsteigende Macht", denn "ein florierendes China ist gut für Amerika".
       
       Vertrauen schaffen – mit Waffen 
       
       Auch Hu sprach vorab von der Notwendigkeit, Vertrauen zu schaffen. Nicht
       nur in Chinas Regierung und im Militär, auch in Denkfabriken und im
       Internet werden Stimmen lauter, die "mehr Respekt" vor der neuen,
       wirtschaftlich und militärisch erstarkten Volksrepublik fordern – und den
       USA vorwerfen, sie wollten Chinas Aufstieg Chinas verhindern.
       
       Dazu gehört der Luftwaffenoberst Dai Xu, der in einem 2009 erschienenen
       Buch vor einer "Einkreisung Chinas" durch die Amerikaner warnte. Er dürfte
       sich zur Hu-Visite bestätigt fühlen. Denn Clinton bekräftigte, die USA
       wollten ihre Präsenz im pazifischen Raum "in Form von Menschen, Programmen
       und Engagement auf hoher Ebene in allen Ecken und jeder Hauptstadt der
       gesamten Region" ausweiten.
       
       Vor dem Hu-Besuch hatte in Washington die China-Reise des amerikanischen
       Verteidigungsministers Robert Gates für Aufsehen gesorgt. Die chinesische
       Armee nutzte just diesen Moment, um den Prototyp ihres ersten
       Tarnkappen-Bomber zu testen. Überraschend war nicht nur der Zeitpunkt,
       sondern auch wie chinesische Militärs Kritik an diesem Muskelspiel
       zurückwiesen und den Eindruck vermittelten, dass sie stärker in Chinas
       Außenpolitik mitreden als früher.
       
       In einem von der Pekinger Global Times veröffentlichten Kommentar unter dem
       Titel "Testflug ein Symbol für die Souveränität einer Nation" erklärte ein
       hochrangiger Offizier am Wochenende, es sei falsch, aus Rücksicht auf
       andere Staaten seine Freude über die gelungene Entwicklung des
       Kriegsgerätes zu verheimlichen: "Wenn unsere Leute noch nicht einmal die
       Freiheit haben, ihre Begeisterung über die militärische Verbesserung der
       Nation zu zeigen, wer wird dann auf uns hören, wenn unser Land auf der
       Weltbühne die Stimme erhebt?"
       
       Offen ist, wie direkt die Gastgeber Hu auf seinen rüden Umgang mit
       Kritikern ansprechen werden. Obama hatte kurz vor Hus Besuch eine Gruppe
       von Menschenrechtsaktivisten ins Weiße Haus geladen. Und Clinton forderte
       Peking auf, den Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo und andere politische
       Gefangene freizulassen.
       
       Die Amerikaner werden jedenfalls streng darauf achten, dass kein
       protokollarischer Fehler passiert, der in China als Affront aufgefasst
       werden könnte – nicht so wie beim letzten Besuch 2006. Damals stritten sich
       Diplomaten sogar darüber, ob es sich bei der Einladung Hus ins Weiße Haus
       um ein "Staatsbankett" – so Chinas Position – oder nur um ein "offizielles
       Essen" handelte, wie die USA meinten. Zudem fühlte sich Hu beleidigt, weil
       die Gastgeber nicht verhinderten, dass eine Anhängerin der in China
       verbotenen Falungong-Sekte ihn vor dem Weißen Haus beschimpfte. Der
       damalige Präsident Bush musste sich bei Hu entschuldigen.
       
       19 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jutta Lietsch
       
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