# taz.de -- Mit überwältigender Mehrheit: Südsudan stimmt für Unabhängigkeit
       
       > Weniger als 2 Prozent der Südsudanesen wollen, dass der Sudan geeinter
       > Staat bleibt. Nur in einer Gegend in Nord-Darfur stimmte die Mehrheit für
       > den Status Quo.
       
 (IMG) Bild: Eine Frau im Südsudan begibt sich zur Abstimmung.
       
       Die Südsudanesen haben mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit
       gestimmt. Wie die Südsudan-Referendumskommission am Freitag auf ihrer
       Webseite mitteilte, entfallen nach vorläufigen Ergebnissen 98,6 Prozent der
       Stimmen auf Unabhängigkeit des Südens und nur 1,4 Prozent auf die
       Beibehaltung Sudans als geeinter Staat.
       
       Die Zahlen beruhen auf der Auszählung von knapp 3,2 Millionen Stimmen, von
       denen 3.183.803 für Sezession ausgefallen sind. Bisher ausgezählt wurden
       83,4 Prozent der im Südsudan abgegeben Stimmen und 100 Prozent der von
       Südsudanesen außerhalb Südsudans abgegebenen Stimmen. Die für die
       Gültigkeit des Referendums benötigte Mindestbeteiligung der registrierten
       Wähler von 60 Prozent wurde weit überschritten.
       
       Die Südsudanesen, ob im Südsudan, dem Rest des Landes oder anderswo auf der
       Welt, konnten zwischen dem 9. und 15. Januar darüber abstimmen, ob sie
       einen unabhängigen Staat wollen oder weiter mit dem Rest des Landes
       verbunden bleiben wollen.
       
       Das Unabhängigkeitsreferendum war im Januar 2005 in einem Friedensvertrag
       vereinbart worden, der 23 Jahren Krieg im Südsudan ein Ende setzte. Seitdem
       hatte die Südsudan-Rebellenbewegung SPLA (Sudanesische
       Volksbefreiungsarmee) Südsudan als Autonomiegebiet regiert. Sie wird nun am
       9. Juli 2011 in der südsudanesischen Hauptstadt Juba einen eigenen Staat
       ausrufen können.
       
       "Dies ist das Ergebnis, das wir erwartet haben", erklärte der
       Vizevorsitzende der Referendum,skoommission, Chan Reek Madut. Die
       Abstimmung hatte überall in friedlicher Atmosphäre stattgefunden. Einziger
       Problembereich war die zwischen Nord und Süd umstrittene, ölreiche Region
       Abyei. Sie war von der Abstimmung ausgenommen, weil eigentlich erst eine
       eigene Abstimmung hätte klären müssen, ob Abyei zum Norden oder zum Süden
       gehört. Aber weil nicht einmal geklärt werden konnte, wer an dieser
       Sonderabstimmung teilnahmeberechtigt wäre, fand sie nicht statt.
       
       Im Südsudan stimmten 98,55 Prozent der Wähler für die Unabhängigkeit; unter
       Südsudanesen im Norden lag die Zustimmung nur bei 57,65 Prozent, allerdings
       wurden dort weniger als 70,000 Stimmen abgegeben. Die einzige Region, wo
       Südsudanesen mehrheitlich gegen die Unabhängigkeit Südsudans stimmten, war
       eine Region in der Bürgerkriegsprovinz Nord-Darfur.
       
       Die offiziellen Endergebnisse des Referendums sollen am 30. Januar
       verkündet werden. Dafür ist eine Zeremonie am Grabmal des langjährigen
       SPLA-Führers und südsudanesischen Nationalhelden John Garang in Juba
       geplant. In den Monaten bis zum geplanten Termin der
       Unabhängigkeitserklärung am 9. Juli müssen dann Südsudans
       Autonomieregierung und Sudans Zentralregierung die noch strittigen Fragen
       klären - die zukünftige Aufteilung der Öleinnahmen, der genaue Grenzverlauf
       und die Frage der Staatsbürgerschaft von Südsudanesen im Norden.
       
       Dazu kommt der ungelöste Streit um Abyei und zwei weitere zwischen Nord und
       Süd umstrittene Regionen. Es gibt also noch genügend Konfliktpotential, um
       nach dem friedlich und feierlich verlaufenen Referendum noch Probleme zu
       bereiten.
       
       21 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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