# taz.de -- Kommentar Agrarmarkt: Die Vermarktung des Lebens
       
       > Nahrungsmittel dürfen nicht zum Spielball der Finanzjongleure werden.
       > Denn diese Spekulationsgeschäfte werden auf dem Rücken der Armen
       > abgeschlossen.
       
 (IMG) Bild: Ups, da hab' ich wohl was vergessen: Der Industriekommissar der EU-Kommission, Antonio Tajani.
       
       Nahrungsmittel dürfen nicht zum Objekt von Zockern werden. Mit der
       Forderung nach mehr Transparenz und Regeln auf den internationalen
       Agrarmärkten geht Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner heute auf
       einen internationalen Agrargipfel am Rande der Grünen Woche in Berlin.
       
       Damit will sie immer extremere Preisausschläge bei Lebensmitteln weltweit
       verhindern. Schließlich handle es sich dabei um besondere Waren, begründet
       Aigner ihren Vorstoß: Hier gehe es um Menschenleben. Wie wahr.
       
       Doch die Zockerei beginnt schon viel früher: wenn etwa Futtermittelfirmen
       darauf spekulieren, beim Panschen von Industrie- und Futterfett nicht
       erwischt zu werden. Oder wenn Discounter durch Preisdumping einander Kunden
       abjagen - was nur funktioniert, weil sich die Herstellerpreise durch
       naturzerstörende industrielle Anbaumethoden und widerwärtige
       Massentierhaltung noch weiter drücken lassen.
       
       Die derzeitige Spekulationsorgie auf den globalen Märkten für
       Agrarrohstoffe und der Dioxinskandal in Deutschland - sie sind offenbar
       zwei Seiten derselben Medaille. Von der Produktion über den Handel bis zum
       Endabnehmer werden Lebensmittel einer brutalen Marktlogik unterworfen.
       
       Dabei haben Produzenten, Händler und nicht zuletzt auch Regierungen und
       Käufer geflissentlich ignoriert, um was für ein Produkt es sich handelt: um
       Mittel zum Leben.
       
       Vielleicht ist jetzt die Chance gekommen, eine Wende einzuleiten. Denn in
       zwei Dingen ist sich die Bevölkerung weitgehend einig: in der Verurteilung
       industrieller Massentierhaltung und der von Spekulationsgeschäften, die auf
       dem Rücken der Armen dieser Welt abgeschlossen werden.
       
       Wenn die Agrarministerin in diesen beiden Fragen endlich entschlossen
       auftritt - das Wahlvolk stünde hinter ihr.
       
       21 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
       
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