# taz.de -- Kommentar zu Obamas Rede an die Nation: Der Präsident steht wieder
       
       > Plötzlich ist er wieder da: Barack Obama forderte in seiner Rede zur Lage
       > der Nation die Republikaner direkt heraus. Die haben darauf bisher keine
       > Antwort.
       
       Was für ein Wechsel im Tonfall. Nach den verlorenen Kongresswahlen vom
       November vergangenen Jahres klang US-Präsident Barack Obama, als ob ihm
       jeder Sinn für das Verfechten der eigenen Programmatik abhanden gekommen
       wäre. Am Dienstagabend nun - ein paar Erfolge im Kongress, eine fulminante
       Trauerrede in Tucson und einige Pluspunkte in den Umfragen später - war er
       plötzlich wieder da.
       
       So gespickt die zweite Rede Obamas zur Lage der Nation mit Appellen an
       überparteiliche Zusammenarbeit auch daherkam, so wenig rückte er von den
       Grundelementen seiner Politik, von seinen Überzeugungen über die Rolle des
       Staates, ab. Von dem Obama, der auf den Spuren Bill Clintons nach
       verlorenen Zwischenwahlen Richtung Mitte rückt, war am Dienstagabend wenig
       zu hören.
       
       Vielmehr forderte der Präsident die Republikaner direkt heraus, indem er
       wesentliche Teile seiner Agenda bekräftigte: Ein Zurücknehmen der
       Gesundheitsreform werde es mit ihm nicht geben. Die Staatsausgaben müssten
       zwar sinken, aber nicht auf Kosten von Bildung und Innovation – zwei
       Bereiche, für die er gleichzeitig umfangreiche neue Ziele ankündigte,
       ebenso wie Investitionen in Forschung, grüne Energie und Infrastruktur.
       
       Für Republikaner ist das alles Gift. Selbst wenn der Präsident einige ihrer
       Vorschläge explizit als bedenkenswert erwähnte, wird es ihm kaum gelingen,
       für seine Ideen die notwendigen Stimmen der Republikaner im Kongress zu
       bekommen.
       
       Aber es ist ja auch schon wieder Wahlkampf. Und da geht es darum, wem für
       jene Missstände die Verantwortung zugeschoben wird, deren Beklagen das
       Wahljahr 2012 bestimmen wird. Obama wird versuchen, die Republikaner weiter
       in der Defensive zu halten. Und noch haben sie darauf keine Antwort.
       
       Sicher: Es war nur eine Rede am Dienstagabend in Washington. Aber es war
       auch die Wiederauferstehung von Obama, dem Kämpferischen.
       
       26 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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