# taz.de -- SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn: "Wir fahren gut als Underdog"
       
       > Der SPD-Spitzenkandidat für die Wahlen in Sachsen-Anhalt, Jens
       > Bullerjahn, beklagt: "Immer wenn es schwierig wird, sagt die Linke: Mit
       > uns nicht". Der Koalitionspartner CDU sei zuverlässig.
       
 (IMG) Bild: Nicht gerade hip: Plakat beim Wahlkampfauftakt der SPD Sachsen-Anhalt.
       
       taz: Herr Bullerjahn, die CDU will Ihren Koalitionspartner,
       Ministerpräsident Böhmer, überreden, im Bundesrat heute den Änderungen von
       Hartz IV zuzustimmen. Können Sie sich darauf verlassen, dass er standhält? 
       
       Jens Bullerjahn: Ich habe nicht die geringsten Zweifel, dass sich Wolfgang
       Böhmer an unsere Koalitionsvereinbarung hält. Bleibt es bei dem
       Regierungsentwurf, werden wir uns im Bundesrat enthalten.
       
       Und wenn nicht? 
       
       Diese Frage erübrigt sich.
       
       Es gibt gute Nachrichten: Sie sind der beliebteste unter den
       Ministerpräsidenten-Kandidaten in Sachsen-Anhalt und können im März mit der
       Linken die CDU in die Opposition schicken. 
       
       Das ist mir nicht neu. Wir wollen gewinnen und arbeiten auf den Wahltag
       hin. Es wird nach dem 20. März keine Regierung ohne die SPD geben. Unser
       Wahlkampf geht für die SPD. Linke und CDU sind Konkurrenten.
       
       Allerdings ist die Linke momentan deutlich stärker als die SPD. Sie müssten
       einen Linken zum Ministerpräsidenten wählen. 
       
       Das wird es mit uns nicht geben. Auch wenn die CDU und die Linke versuchen,
       mir das Gegenteil zu unterstellen.
       
       Warum nicht? 
       
       Weil wir als einen wichtigen Punkt den Haushalt konsolidieren müssen und
       eine Schuldenbremse haben. Das sind große Herausforderungen. Die Linke hat
       keine Ansätze, wie sie diese bei gleichzeitigen Investitionen für Bildung
       und Wirtschaft meistern will. Stattdessen zerstreitet sie sich über den
       Kommunismus und ihr Gesellschaftsbild. Die Linke ist derzeit fachlich und
       politisch nicht in der Lage, eine Regierung zu führen. Immer wenn es
       schwierig wird, sagt die Linke: Mit uns nicht.
       
       Mit dem Spitzenkandidaten Gallert verstehen Sie sich blendend, oder nicht? 
       
       Wulf Gallert würde ich auch von dem ausschließen, was ich eben gesagt habe.
       Aber auch er hat kein schlüssiges Konzept. Es bringt aber auch nichts, wenn
       Gallert eine solide Finanzpolitik mitträgt - er sich dann aber ständig auf
       Parteitagen dafür verteidigen muss. Es bleibt dabei: Mit einem
       Linken-Ministerpräsidenten würde Sachsen-Anhalt aus verschiedenen Gründen
       Schiffbruch erleiden.
       
       Würden Sie dann auch eine rot-rote Koalition unter Ihrer Führung
       ausschließen? 
       
       Unser Ziel ist es, die Wahl erst mal zu gewinnen. Alle anderen Fragen
       stellen sich danach.
       
       Reicht Finanzpolitik als Wahlkampfthema? 
       
       Das ist doch kein Selbstzweck. Nur solide Finanzen schaffen
       Handlungsspielraum für Investitionen, heute und in Zukunft. Nur zu
       schreien: Bildung, Bildung, Bildung, geht nicht. Ich würde mir wünschen,
       dass sich mehr Politiker mal Gedanken darüber machen, wo das Geld überhaupt
       herkommt.
       
       Nervt es Sie eigentlich, dass sich offenbar bundesweit viel weniger
       Menschen für Ihre Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt interessieren, als für
       die in Hamburg oder Baden-Württemberg? 
       
       Nein, da bin ich sogar ganz froh. Bei uns entscheiden Landesthemen. Wir
       fahren gut als Underdog. Wir wollen unsere Arbeit machen, bis es irgendwann
       auffällt und man sagt: Hey, dieses Sachsen-Anhalt hat sich wieder
       aufgerappelt.
       
       Gibt es diese Ressentiments, dass der Ostwähler weniger wichtig ist, als
       der Westwähler? 
       
       Das Interesse des Westens am Osten ist nach wie vor geringer als umgekehrt,
       aber darüber rege ich mich nicht mehr auf. Es liegt an uns, das
       abzustellen. Die Lutherdekade steht vor der Tür …
       
       … reicht das, um Aufmerksamkeit zu schaffen? 
       
       Wir merken, wie die Dekade und die vielen geplanten Aktionen mehr und mehr
       interessieren. Auf einmal sitzt auch Rheinland-Pfalz mit im Kuratorium.
       Oder nehmen Sie den Bereich Forschung: Unser Demenzzentrum in der
       Universitätsklinik Magdeburg wird erstklassig. Irgendwann entsteht mal eine
       Situation, da wird der Osten vom Westen in vielen Bereichen als Konkurrenz
       wahrgenommen. Da will ich hin.
       
       11 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gordon Repinski
       
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