# taz.de -- Castor rollt in Brandenburg: Anti-AKW-Protest in der Mark
       
       > Am Mittwoch rollt der Lubmin-Castor durch das Land Brandenburg. An vielen
       > Orten wird protestiert.
       
 (IMG) Bild: Gut vorbereitet: Demoplakate und Polizei sind schon vor Ort
       
       Erstaunliches tut sich in der Mark: Nach Jahren der Abstinenz tauchen in
       diesen Wochen immer mehr Antiatomkraftinitiativen im Land auf. Am heutigen
       Mittwoch steht ihnen die Bewährungsprobe bevor: Dann soll ein Castorzug aus
       Karlsruhe nach Lubmin auch Brandenburg passieren.
       
       "Anti-Atom ist in Brandenburg wieder Thema", frohlockt Daniel Holtermann,
       Sprecher des Anti-Atom-Bündnis Nordost. "Da ist etwas Tolles am Entstehen."
       In mehreren Städten sind Aktionen geplant. Viele Märker seien gewillt,
       ihren Protest direkt an die Schiene zu tragen, so Holtermann. "Die Leute
       merken, dass das Thema sie auch direkt vor Ort betrifft." Die
       Bürgerprotestwelle aus Stuttgart und dem Wendland schwappe nach
       Brandenburg.
       
       Am frühen Mittwochmorgen soll ein Castorzug aus der ehemaligen
       Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe ins Zwischenlager Nord bei Lubmin
       (Mecklenburg-Vorpommern) starten. Der Transport - fünf Castoren mit
       verschmolzener Plutoniumbrühe - soll dort am Donnerstagmorgen eintreffen.
       Wahrscheinlich ist eine Strecke über Magdeburg, Stendal und Wittenberge, im
       Nordwestzipfel Brandenburgs. Bereits im Dezember fuhr ein Castortransport
       diese Route nach Lubmin. Es war der erste seit 2001.
       
       "Wir werden in Wittenberge mit einer Dauermahnwache und einem Protestmarsch
       präsent sein", kündigt Dora Wrede vom Bündnis PrigNIX an. Erst im Dezember
       habe sich die Gruppe gegründet, 100 Leute seien gekommen, berichtet Wrede.
       "Das ist im Wachsen." Das Zwischenlager Gorleben sei nicht fern, der
       Salzstock für ein mögliches Endlager reiche bis kurz vor Wittenberge.
       Früher, so Wrede, hätten die wenigen Wittenberger Aktivisten in Gorleben
       demonstriert. Jetzt, nach der "grundlosen" schwarz-gelben
       Laufzeitverlängerung, flamme der Widerstand auch vor Ort auf.
       
       Eine Tradition des Anti-AKW-Protests gibt es in Brandenburg nicht. Das
       einzige AKW in Rheinsberg, von 1966 bis 1990 in Betrieb, blieb unbeachtet,
       Anti-AKW-Widerstand war zu DDR-Zeiten kein Thema. Mit dem jetzigen
       Castortransport ist das anders: In Luckenwalde, Potsdam, Biesenthal, Bernau
       und Eberswalde wird demonstriert. Bereits gegen den ersten Transport im
       Dezember gab es Proteste. Am Samstag beteiligten sich mehrere märkische
       Städte an einem Streckenaktionstag. Im Barnim protestiert ein
       "Anti-Atom-Bündnis", in Oberhavel stellt sich eine neue Initiative "quer".
       Denn alternativ könnte der Castor auch durch diese Landkreise rollen.
       
       Am Freitag machte die Polizei zwei Brandsätze in Kabelschächten neben
       Schienen bei Oranienburg unschädlich. Die Proteste am Mittwoch setzen
       dagegen auf friedliche Symbole: Mahnwachen, Infopunkte, Menschenketten und
       "Schienen-Checken".
       
       "Erstaunlich, was im Osten gerade geht", staunt auch Sven Baranowski. Er
       ist Initiator des vor zwei Wochen gegründeten Anti-Atom-Bündnis
       Teltow-Fläming, bei dem 25 Leute mitmachen. "Zu 30 Prozent" gehe er davon
       aus, dass der Castor die Alternativroute über Luckenwalde passiere, so
       Baranowski. "Ist die Hauptstrecke dicht, kann das ganz schnell gehen." Auch
       in Luckenwalde werde es eine Mahnwache geben. "Die Leute sehen uns nicht
       mehr als die Spinner", sagt Baranowski. Stattdessen erlebe er eine
       "unheimliche Wut" über die Laufzeitverlängerung. Viele Märker, auch wenn
       sie nicht auf die Straße gingen, seien atomkritisch eingestellt. 
       
       Wirtschaft + Umwelt SEITE 8
       
       15 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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