# taz.de -- Linke schafft Wiedereinzug in Hamburg: Die große Erleichterung
       
       > Euphorisch reagiert die Bundesspitze der Linkspartei auf den Wiedereinzug
       > in die Hamburger Bürgerschaft. Ein Scheitern wäre einer Katastrophe
       > gleich gekommen.
       
 (IMG) Bild: Mit einem blauen Auge davongekommen: Die Linkspartei-Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst.
       
       BERLIN taz | Der erste Applaus der GenossInnen der Linkspartei in der
       Berliner Parteizentrale brandete auf als um 18 Uhr die 20,5 Prozent für die
       CDU auf der Leinwand erschienen. Der zweite wenige Sekunden später. Mit
       langanhaltendem Beifall und großer Erleichterung in den Gesichtern
       reagierten die rund 100 Anhänger der Linkspartei auf die 7 Prozent, die
       ihnen das ZDF prognostizierte.
       
       Die Linkspartei ist mit einem blauen Auge davongekommen, auch wenn die
       Hochrechnungen im Laufe des Abends das Ergebnis etwas nach unten
       korrigierten. Vor der Wahl in Hamburg war die Nervosität in der
       Bundesspitze groß. Ein Scheitern in der Hansestadt käme einer "Katastrophe"
       gleich, so führende Genossen. Erstmals seit Gründung der Partei 2007 wäre
       man aus einem Parlament geflogen. Eine Sogwirkung für die restlichen
       Landtagswahlen des Jahres wurde befürchtet und ein erneutes Aufflammen der
       Personaldebatte um die unglücklich agierenden Parteichefs Klaus Ernst und
       Gesine Lötzsch.
       
       All das war am Sonntagabend vergessen. Selten hatte man Klaus Ernst in den
       vergangenen Wochen derart euphorisch erlebt wie wenige Minuten nach der
       ersten Prognose. Unter Jubel der GenossInnen marschierte er mit Co-Chefin
       Lötzsch und den beiden Bundessgeschäftsführern in den Rosa-Luxemburg-Saal.
       Vorgesehen war das nicht. Die ersten Zahlen schienen also auch für die
       Parteispitze eine Überraschung zu sein.
       
       Ernst feuerte seine ParteigenossInnen an, jubelte und klatschte frenetisch.
       "Wir wurden in den letzten Monaten runtergeschrieben. Jetzt hat sich
       gezeigt, dass nicht entscheidend ist, was die Journalisten über uns
       schreiben, sondern wie wir mit Sachthemen nach vorne gehen", sagte er.
       
       Fraktionschef Gregor Gysi sah seine Partei vor wenigen Wochen noch in einer
       tiefen Delle. Am Rande der Wahlparty sagte er der taz: "Diese Delle ist
       überwunden. Jetzt können wir optimistisch in die nächsten Landtagswahlen
       gehen". Er sei froh, dass sein "Plan B nicht zum Zuge kommen muss". Wie
       dieser ausgesehen hätte, ließ er offen.
       
       Auch Gesine Lötzsch wirkte erleichert. Ihre Kommunismus-Äußerungen ließen
       die Hamburger WahlkämpferInnen in den letzten Wochen vor der Wahl zittern.
       Die Umfragewerte stürzen von 7 bis 9 auf knapp über 5 Prozent ab. Jetzt
       schickte Lötzsch ihre Glückwunsche bewusst zurückhaltend in den Norden.
       "Wir haben allen Grund zur Freude", sagte sie und meinte damit auch und
       besonders sich selbst.
       
       Über das gemessen am bundesweiten Höhenflug verhältnismäßig schlechte
       Ergebnis der Grünen freute sich der Bundestagsabgeordnete Jan Korte kurz
       nach der ersten Prognose. Als "ein verdientes Ergebnis" bezeichnete er die
       erste Zahl von elf Prozent. Das Ergebnis seiner eigenen Partei kommentierte
       er mit den Worten: "Es gibt jetzt ein flügelübergreifendes Aufatmen".
       
       Zwar weiß man in der Partei, dass Lötzsch und Ernst nur noch Vorsitzende
       auf Abruf sind und aller Voraussicht nach 2012 nicht erneut kandidieren
       werden. Eine kurzfristige Personaldebatte scheint mit dem Hamburger
       Ergebnis aber vorerst verschoben.
       
       20 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
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