# taz.de -- Kolumne Presschlag: Mitfiebern in San Marino
       
       > Der vierte Startplatz für die Champions League ist gesichert, die
       > Bundesliga ist glücklich. Doch die Konzentration auf die Topteams lenkt
       > ab von anderen Katastrophen.
       
 (IMG) Bild: Wolfsburgs Diego hat nach langer Zeit mal wieder ein gutes Spiel gemacht.
       
       Anderswo werden vielleicht noch die Zuschauer gezählt. Doch Jürgen Klopp,
       der Dortmunder Trainer, dachte nach dem Sieg in München in anderen
       Dimensionen: "Es haben 198 Länder zugeguckt, das ist was Besonderes."
       
       Dass sich vermutlich etliche Spartensender irgendwelcher Wüstenemirate
       zugeschaltet hatten und zudem ein paar verschrobene Bewohner von
       Zwergenstaaten wie Andorra, Lichtenstein und San Marino mitfieberten, kann
       dem Stolz von Klopp und der Funktionäre der Deutschen Fußball-Liga gewiss
       keinen Abbruch tun. Die allgemeine Stimmung ist bestens. Vor allem seitdem
       vergangene Woche bekannt wurde, dass die Liga sich einen vierten
       Champions-League-Platz zurückerkämpft hat.
       
       Es läuft derzeit alles rund. Im Nachhinein erwies es sich für die
       Bundesliga auch als glücklicher Umstand, dass an diesem Spieltag die
       Aufmerksamkeit so sehr auf diese Partie in München gebündelt werden konnte.
       Auf den anderen Plätzen untermauerten die Endresultate zwar eindrucksvoll
       die These von der Ausgeglichenheit der Liga (2:1, 1:2, 1:1, 1:0, 0:1, 1:1),
       von fußballerischen Qualitäten war aber mancherorts nicht die geringste
       Spur zu sehen. Vielleicht ließen sich gar aus den ehrlichen Worten von
       St.-Pauli-Trainer Holger Stanislawski ("Das war ein katastrophales
       Fußballspiel. Es war langweilig und schlimm anzuschauen")
       Regressforderungen ableiten.
       
       In Wolfsburg und Köln konnte man beobachten, wie ungeschickt sich die
       Gastgeber trotz massiver Überlegenheit vor dem gegnerischen Tor anstellten
       - und nur dank der Geniestreiche ihrer Ausnahmekönner Diego und Lukas
       Podolski gewannen. Und so blieb in der ARD-"Sportschau" das am Ende in
       dürren Worten vorgetragene Zwischenergebnis aus München der einsame
       Höhepunkt der Sendung.
       
       Davon abgesehen wären eher die Randereignisse an den anderen
       Bundesligastandorten von Interesse gewesen. Was spielte sich zum Beispiel
       in den Katakomben des Wolfsburger Stadions ab, nachdem der Brasilianer
       Diego die Partie im Alleingang entschied? Bot ihm Trainer Pierre Littbarski
       spontan wieder das Du an? Unterstützt der 1. FC Nürnberg nach seinem 16.
       Aluminiumtreffer in dieser Saison nun die Initiative der Playboy-Legende
       Gunter Sachs "Für das größere Fußballtor e.V."?
       
       Wie verlief in Köln die Begegnung zwischen Volker Finke, dem ehemaligen
       Trainer des SC Freiburg, und den Verantwortlichen seines alten Vereins?
       Erklärte Finke seinem Nachfolger Robin Dutt, wie er in Köln hätte gewinnen
       können? Und was ist mit den Schalker Anhängern? Wie viele von ihnen haben
       auf ihrem Facebook-Account Felix Magath mittlerweile aus ihrer
       Freundesliste gestrichen? Vielleicht hat sich doch auch abseits von München
       etwas Besonderes zugetragen.
       
       28 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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