# taz.de -- Dortmund demütigt den FC Bayern: Einfach meisterlich
> Mit einem 3:1 in München beweist Borussia Dortmund zweierlei: Der Verein
> ist nicht nur der kommende Meister, sondern auch die beste deutsche
> Mannschaft.
(IMG) Bild: Die Münchner waren meist einen Schritt zu spät, auch beim 1:0 durch Lucas Barrios.
MÜNCHEN taz | Kevin Großkreutz, dieses zum direkten Wort neigende
Frisurenereignis, konnte sehr stringent erklären, warum Borussia Dortmund
dieses epochale Fußballspiel in München 3:1 gewonnen hatte: "Weil wir ein
Team sind, nicht viel erzählen und einfach unser Ding durchziehen."
Alles korrekt, bis auf den Mittelteil: Vor dem Spitzenspiel hatte
Großkreutz schlagzeilentauglich getönt: "Die Bayern sind fällig." Nach dem
Spiel meinte er: "Ja, da hatte ich eine große Klappe und was dahinter."
Wohl wahr: Wie er vor dem 0:1 in der neunten Minute Bastian Schweinsteiger
den Ball stiebitzte, unwiderstehlich Richtung Tor zog und in höchstem Tempo
perfekt in den Laufweg des Kollegen Barrios passte, das war grandios, hatte
große Klasse. Meisterklasse.
Auch wenn BVB-Coach Jürgen Klopp meinte, das mit der Meisterschaft sei ihm
gerade völlig wurscht, so steht nach dem 24. Spieltag doch dieser Satz von
Bayernboss Karl-Heinz Rummenigge: "Es ist eigentlich sicher, dass Dortmund
Deutscher Meister ist."
Rummenigge hat recht. Auf Dortmund als Meister zu tippen ist etwa so
originell wie zu prophezeien, dass morgen wieder ein neuer Tag ist. Die
Superlative zum BVB quellen ja über: beste Abwehr, bester Sturm, beste
Auswärtsmannschaft, die meisten Zuschauer, das jüngste Team - und den
coolsten Trainer. Natürlich waren Jürgen Klopp die kaputte Brille und die
nicht ungefährliche Schnittwunde knapp unterhalb des Auges nach dem
Schlusspfiffjubel so egal, wie der berühmte Sack Reis egal ist, der in
China umfällt.
Doch wenn in zehn Spieltagen die Schale überreicht wird, dann ist Klopp
endgültig der Meisterbauer, der Konstrukteur und Arrangeur der
begeisterndsten Bundesligamannschaft der letzten Jahre. Ex-Bayern-Torhüter
Oliver Kahn meinte: "Das hat man in der Bundesliga selten gesehen, dass
eine Mannschaft mit so vielen jungen Talenten so konstant spielt."
Die Eindeutigkeit der Verhältnisse lässt sich mit ein paar banalen Zahlen
veranschaulichen. Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe der Innenverteidiger
Holger Badstuber und Anatoli Timoschtschuk bis zur 35. Minute: 0.
Torschüsse von Arjen Robben im gesamten Spiel: 0. Bayern-Torchancen in der
zweiten Halbzeit bis zur 75. Minute: 0. Gehaltene Torschüsse des jungen
australischen BVB-Torstehers Mitchell Langerak, der den Stammkeeper
Weidenfeller ersetzen musste: 3. Und das bei einem Bayern-Ballbesitz von
nahezu 70 Prozent.
Dass Klopp nicht nur was vom Fußball versteht, sondern auch gut vor Kameras
reden kann, ist bekannt - und doch immer wieder schön. Große Erleichterung
verspüre er nach dem 3:1, erklang es aus seinem Meister-Räuberbart, er
freue sich sehr für die Mannschaft, denn: "Das war auch eine Lehre fürs
Leben." Dass die Spieler nach Sahins 2:1 den Weg zu ihm suchten, kam ihm
zupass: "Ich jubele ja gerne. Und wenn die Jungs dann in der Nähe sind, ist
das sehr schön. Ich komme da ja nicht mehr so oft hin."
Auch die Bayern kamen nicht so oft hin an die Dortmunder Gegenspieler,
weder beim 0:1 von Barrios noch beim Sahin-Schlenzer zum 1:2 noch beim
finalen Kopfballtreffer von Mats Hummels. Letzterer spielte schon als
Siebenjähriger im Bayerndress, war den Bayerntrainern Hitzfeld und
Klinsmann dann aber nicht gut genug und erblühte schließlich unter Klopp
zum derzeit wohl besten Innenverteidiger der Liga.
Hummels, dessen Bruder bei der SpVgg Unterhaching spielt und dessen Vater
Scout beim FC Bayern ist, sagte ohne einen Funken Genugtuung in der Stimme:
"Das war das schönste Tor, das ich bisher gemacht habe." Zur verbalen
Bayern-Offensive vor der Partie meinte er nur: "Wir wollten nicht groß
anstacheln, sondern zeigen, dass wir die beste deutsche Mannschaft sind.
Das haben wir heute bewiesen." Kein Widerspruch, nirgends.
27 Feb 2011
## AUTOREN
(DIR) Thomas Becker
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