# taz.de -- Neues Terror-Heft: Al-Qaida lobt deutschen Attentäter
       
       > Anfang März erschoss Arid U. am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten.
       > Eine "mutige" Tat, jubelt Al-Qaida in der neuesten Ausgabe ihrer
       > Terrorpostille "Inspire".
       
 (IMG) Bild: Titelseite der Terrorpostille "Inspire".
       
       BERLIN taz | Al-Qaida bejubelt in der gerade erschienen neuen Ausgabe ihres
       englischsprachigen Magazins "Inspire" den Frankfurter Attentäter Arid U.,
       der [1][Anfang März am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschossen
       hat]. Sie nennen den 21-Jährigen "mutig". Dass US-Präsident Barack Obama
       auf die Tat mit Entsetzen reagierte, kommentiert die Terrororganisation
       mit: "Gott sei Dank".
       
       Es ist das fünfte Terror-Heft, das die im Jemen beheimatete
       Al-Qaida-Filiale auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) [2][unter dem
       zynischen Titel "Inspire" herausgibt]. Eine Verbindung von Arid U. zu
       Al-Qaida lässt sich aus der Notiz aber nicht ableiten, im Gegenteil: In dem
       Heft heißt es nur, man habe gehört, der Attentäter sei durch "die
       Internet-Werke der Mudschaheddin" inspiriert worden.
       
       In früheren Ausgaben von "Inspire" waren Artikel erschienen, die direkt
       darauf abzielten, junge radikalisierte Männer im Westen zu Attentaten
       aufzustachelten – inklusive Bombenbastelanleitung für zu Hause ("Make a
       bomb in the kitchen of your mom.")
       
       In manchen Medienberichten war Arid U. als ein Beispiel für einen solchen
       "anführerlosen Dschihad" bezeichnet worden - als über das Internet
       radikalisierter allein zuschlagender "lone wolf". Der
       Vize-Generalbundesanwalt sprach von der Tat "eines islamistisch geprägten
       Einzeltäters".
       
       Die Motive von Arid U. und die Hintergründe der Tat sind nach wie vor nicht
       vollständig klar. So soll er weder in eine feste Gruppe oder gar ein
       Terrornetz eingebunden gewesen sein. Seine [3][Aktivitäten in sozialen
       Netzwerken] belegten lediglich, dass er virtuell mit zahlreichen Vertretern
       der deutschen Salafistenszene vernetzt war – vom rein missionarischen bis
       zum gewaltlbejahenden Flügel dieser für einen erzreaktionären Ur-Islam
       eintretenden Splitterbewegung.
       
       ## Zuerst den "nahen Feind" besiegen
       
       Außerdem lebte Arid U. eine zeitlang im selben Wohnkomplex wie der Islamist
       Rami M., der vor wenigen Tagen wegen Verdachts der Al-Qaida-Mitgliedschaft
       angeklagt wurde. Dass die beiden dort gemeinsam wohnten, ist allerdings
       schon Jahre her, und in Sicherheitskreisen wird bezweifelt, dass die
       Bekanntschaft irgendetwas mit Arid U.s Radikalisierung zu tun hat.
       
       Die Frage, welche Rolle neben einer Radikalisierung im Internet der Konsum
       von Ballerspielen in Zusammenhang mit der Tat gespielt haben könnten, wurde
       bisher kaum thematisiert. Arid U. hatte nach Angaben von Ermittlern die
       US-Soldaten mit gezielten Kopfschüssen regelrecht hingerichtet.
       
       Der 21-Jährige hatte in seiner ersten Vernehmung gesagt, er habe am Abend
       vor der Tat bei YouTube ein Video gesehen, das ihn anstachelte: Darauf
       seien angeblich Plünderungen und Vergewaltigungen von US-Soldaten in
       Afghanistan zu sehen gewesen.
       
       Die Terrorpostille "Inspire" beschäftigt sich in ihrem neuen Heft mit Arid
       U. nur in einer kurzen Notiz. Hauptfokus der Ausgabe mit dem Titel "Tsunami
       of Change" ist die Revolution in der arabischen Welt. Deren Erfolg
       versuchen die Ideologen von Al-Qaida für sich zu vereinnahmen.
       
       Das dürfte allerdings schwierig werden. Ist den jungen Demonstranten auf
       der Straße doch gelungen, was bewaffnete Dschihad-Gruppen jahrelang als
       Ziel ausgegeben hatten: zuerst den "nahen Feind" zu besiegen - gemeint sind
       die nun fallenden Despoten im Nahen Osten. Der „ferne Feind“ sind in diesem
       Weltbild vor allem die USA und Israel.
       
       Im aktuellen "Inspire"-Heft heißt es nun: "Hier fangen wir an, und wir
       treffen uns in Al-Aqsa." Kurzum: Endziel der Revolte soll der Sturm auf
       Jerusalem sein.
       
       Kaum zu glauben, dass die Jugend auf den Straßen der arabischen Welt auf
       die plumpe Propaganda der Dschihadisten hereinfällt.
       
       31 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /1/politik/deutschland/artikel/1/arid-u-exekutierte-us-soldaten/
 (DIR) [2] http://blogs.taz.de/arabesken/tag/inspire/
 (DIR) [3] /1/politik/deutschland/artikel/1/arid-u-soll-aus-us-hass-getoetet-haben/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
       
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