# taz.de -- Google-Chef Larry Page: Anti-Bürokrat an der Macht
       
       > Mit Larry Page tritt ein Google-Gründer an und löst den Machtmenschen
       > Eric Schmidt als Chef ab. Der Job wird schwer, die Konkurrenz greift von
       > allen Seiten an.
       
 (IMG) Bild: "Ungefähr 14.300.000 Ergebnisse (0,14 Sekunden)" in Googles Suchmaschine: Larry Page.
       
       So richtig gut geklappt hat der Start in den neuen Job nicht. Wenige Tage
       ist Google-Mitbegründer Larry Page, 38, nun Chef des Online-Unternehmens,
       doch am Montag gab es die erste Hiobsbotschaft. Produktchef Jonathan
       Rosenberg, seit neun Jahren bei Google, verlässt die Firma.
       
       Ob das ein gutes Zeichen ist oder ein schlechtes, darüber streiten sich die
       Internet-Auguren noch - ein Symbol für ein neues Zeitalter bei Google ist
       es auf alle Fälle. Rosenberg soll eher zu den Zentralisierern gehört haben,
       während Page lieber auf die Macht einzelner Teams zu setzen scheint.
       
       Page gibt dennoch den sanften Revoluzzer. Wenn man ihn reden hört, wird
       sein Hintergrund als Ingenieur schnell klar. Er hat an der University of
       Michigan Computertechnik studiert und dann Informatik an der Stanford
       University drangehängt. Den Doktor machte er nur deshalb nicht, weil die
       Google-Gründung dazwischen kam - zusammen mit Sergey Brin, ebenfalls
       Computerwissenschaftler aus Stanford.
       
       Als Brin und Page 2001 auf Eric Schmidt stießen, einen Informatiker mit
       Managementerfahrung bei Großkonzernen wie Sun und Novell, entstand ein
       Triumvirat. Schmidt gab nach außen den Boss, doch intern mussten sich alle
       drei einig werden. Das klappte erstaunlich lange erstaunlich gut. Mit
       Schmidt an der Spitze schwang sich Google zum wichtigsten Unternehmen im
       Internet auf. Aus der Idee, die beste Suchmaschine der Welt zu schaffen,
       wurde ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das Milliarden über Milliarden
       durch die Online-Werbung generierte.
       
       Ganz so rund läuft es im "Dreamteam" in den letzten ein, zwei Jahren nicht
       mehr. Einer der Streitpunkte war im Jahr 2010 die Frage, wie Google sich
       China gegenüber verhalten sollte. Schmidt wollte stark in den Markt
       investieren, Brin, der aus Kindheitstagen in der Sowjetunion totalitäre
       Regime kennt, verweigerte sich, Page schloss sich wohl an. Als dann noch
       Hackerangriffe auf Googles Infrastruktur aus China festgestellt wurden, kam
       es zur Entscheidung. Seither unterwirft sich Google nicht mehr freiwillig
       der Zensur der Chinesen.
       
       ## 25.000 Angestellte in aller Welt
       
       Schmidt ärgert das offensichtlich bis heute. Der Marktanteil Googles in dem
       Zukunftsmarkt sinkt weiter, chinesische Alternativen gibt es genügend.
       Brin, der einst den Google-Wahlspruch "Don't be evil" prägte, ist trotzdem
       zufrieden, dass sich der Konzern nicht ganz verbogen hat.
       
       Seit dem Konflikt hat sich Schmidt, dem mittlerweile politische Ambitionen
       nachgesagt werden, mehr und mehr aus dem Kernteam entfernt. Die Frage nach
       einer Nachfolgeregelung stand im Raum. Ein CEO von außen schien bei Google
       nicht in Frage zu kommen, Page wurde als der bessere Manager als Brin
       eingeschätzt. Also entschied man, Schmidt auf den Posten eines
       Verwaltungsratsvorsitzenden (ausgestattet mit allerlei Macht) zu versetzen,
       ihn ansonsten aber aus dem Tagesgeschäft herauszunehmen. Das soll nun Page
       leiten.
       
       Wie er das machen wird, wird interessant zu beobachten sein. Bekannt ist
       beispielsweise, dass Page Google für zu bürokratisch erachtet. Der Konzern
       hat mittlerweile 25.000 Angestellte in aller Welt und
       Entscheidungsstrukturen, die für Außenstehende schwer zu begreifen sind.
       
       Das Kerngeschäft, die Suchmaschine, läuft zwar weiter gut, doch die
       Ausdehnung in andere Segmente der Online-Wirtschaft stockt. Es wird viel
       experimentiert, doch "kleben" bleibt dabei nicht immer etwas. Beispiel
       soziale Netzwerke und soziale Suche: Hier hat Google mit Projekten wie
       "Wave", "Buzz" oder "+1" zahllose Vorhaben am Start, einige wurden bereits
       eingestellt, andere sind neu. Eine Antwort auf die Konkurrenz, die Facebook
       mit seinen 600 Millionen Nutzern im Werbemarkt darstellt, ist noch immer
       nicht gefunden.
       
       Beispiel mobiles Internet: Hier hat Google mit Android zwar große Erfolge
       gefeiert und zahllose Mobilfunkhersteller für sich begeistert, doch leidet
       die Plattform unter einer großen Fragmentierung, Inkompatibilitäten und dem
       Problem, das Nutzer nicht viel Geld ausgeben wollen. Apples iOS ist
       rentabler, während Google darauf hofft, über mobile Werbung indirekt sein
       Geld wieder hereinzuholen. Was immer Page auch als Erstes angeht: Sein Tage
       sind vollgepackt.
       
       6 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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