# taz.de -- US-Deserteur drängt auf Asyl: Shepherds Anwalt klagt
       
       > André Shepherds Asylantrag wurde abgelehnt. Sein Rechtsanwalt glaubt,
       > dass die Ablehnung des deutschen Gerichtshofes das Europarecht verletzt.
       
 (IMG) Bild: Erinnerung an Deserteure: Kein Schutz vor Strafverfolgung im Krieg.
       
       FRANKFURT/MAIN taz | Der Rechtsanwalt Reinhard Marx, der den US-Deserteur
       André Shepherd vertritt, hat am Donnerstag vor dem Verwaltungsgericht
       München Klage gegen die Ablehnung des Asylantrags seines Mandanten erhoben.
       Marx hält die Begründung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, das
       am Montag Shepherds Asylbegehren zurückgewiesen hatte, für
       "europarechtswidrig".
       
       Vor allem die 2004 verabschiedete und im Oktober 2006 in Kraft getretene
       EU-Richtlinie zum Umgang mit Deserteuren, mit denen nach Europa geflüchtete
       Kriegsdienstverweigerer eigentlich vor Strafverfolgung geschützt werden
       sollten, sei vom Bundesamt schlicht ignoriert worden, so die
       Rechtsauffassung von Marx. Der Frankfurter Anwalt mutmaßt, dass die
       Bundesregierung versuche, "deutsche Rechtsgrundsätze vor Europarecht zu
       stellen". Marx forderte daher das Münchner Gericht auf, nach Eingang der im
       Namen seines Mandaten eingereichten Klage umgehend ein
       Entscheidungsersuchen an den Europäischen Gerichtshof zu richten.
       
       Shepherd hatte im Irakkrieg Kampfhubschrauber gewartet und war 2007 aus der
       Armee desertiert. "Ich wollte keine Helikopter mehr fit machen für den
       illegalen Kriegseinsatz", erzählt Shepherd. Inzwischen lebt der
       Irakkriegsverweigerer am Chiemsee und ist mit einer Deutschen verheiratet.
       Abgeschoben werden kann er deshalb nicht. Den Flüchtlingsstatus aber will
       er trotzdem einklagen. Und auch die Gründe für seine Desertion anerkannt
       bekommen - vor allem zur Wiederherstellung seiner Ehre, die er mit seiner
       "unehrenhaften Entlassung" aus der Armee in den Augen vieler seiner
       Landsleute verloren habe.
       
       Shepherd hat zudem Angst davor, "vom CIA weggefangen" zu werden. In den USA
       würden "unabhängig denkende junge Männer und Frauen", die nur ihr
       "gottgegebenes Recht wahrgenommen und sich aus humanitären Gründen der
       US-Kriegsmaschinerie im Irak verweigert haben, unter Bedingungen
       inhaftiert, die der Folter gleichkommen", sagte Shepherd.
       
       Auf Nachfrage gab Rechtsanwalt Marx allerdings zu, dass bislang noch kein
       Deserteur, der in Europa Schutz vor der Strafverfolgung durch die
       US-Militärjustiz gesucht hat, gekidnappt und in die USA verschleppt worden
       sei.
       
       8 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
       
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