# taz.de -- Bürgerkrieg in Libyen: Afrikanische Union fordert Waffenruhe
       
       > Eine Gruppe der Afrikanischen Union ist auf dem Weg nach Libyen. Sie
       > fordern die Einstellung der Kampfhandlungen - doch die gehen weiter.
       > Selbst die Nato glaubt nicht an eine militärische Lösung.
       
 (IMG) Bild: Atempause: Ein Soldat der Anti-Gaddafi-Truppen sitzt auf einem zerstörten Panzer.
       
       TRIPOLIS/ BERLIN dpa/dapd | Eine hochrangige Vermittlergruppe der
       Afrikanischen Union (AU) hat am Sonntag die sofortige Einstellung aller
       Kampfhandlungen in Libyen gefordert. Die Waffenruhe sollte eine
       "Übergangsperiode" für politische Reformen einleiten, hieß es in einer
       Erklärung, die die Präsidenten Südafrikas, der Demokratischen Republik
       Kongo, Malis, Mauretaniens und Ugandas bei einem Treffen in der
       mauretanischen Hauptstadt Nouakchott formulierten.
       
       Die Delegation unter Führung des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma
       wollte am Sonntag nach Tripolis und am Montag nach Bengasi reisen. In der
       libyschen Hauptstadt war auch ein Treffen mit dem libyschen Machthaber
       Muammar al-Gaddafi geplant. In Bengasi wollte die Delegation mit Vertretern
       des Übergangsrates, der provisorischen Regierung der Regimegegner,
       sprechen.
       
       Die panafrikanische Organisation hatte sich zuletzt wiederholt für eine
       Verhandlungslösung in Libyen stark gemacht. Sie unterstützt nicht die
       Forderung der libyschen Aufständischen und des Westens, dass Gaddafi die
       Macht abgeben und mit seiner Familie das Land verlassen müsse.
       
       ## "Verletzung der UN-Resolution"
       
       Libysche Regierungstruppen haben unterdessen nach eigenen Angaben zwei
       Militärhubschrauber der Aufständischen abgeschossen. Die Hubschrauber vom
       Typ Chinook seien im Osten des Landes in der Nähe der Ölanlagen von Brega
       abgeschossen worden, teilte Außenminister Chaled Kaim am Sonntag mit.
       
       Er kritisierte, dass die internationale Gemeinschaft trotz der
       Flugverbotszone über Libyen den Rebellen die Nutzung von Hubschraubern
       offenbar gestatte. "Das ist eine klare Verletzung der UN-Resolution über
       die Flugverbotszone durch die Rebellen", sagte Kaim.
       
       Die Aufständischen bestätigten den Bericht über den Abschuss zunächst
       nicht. Journalisten berichteten am Samstag von mindestens einem
       Hubschrauber der Aufständischen in der Region.
       
       Während der Großteil der Luftwaffe unter der Kontrolle der libyschen
       Regierungstruppen steht, verfügen die Rebellen über einige Flugzeuge und
       Hubschrauber, die ihnen von Überläufern zur Verfügung gestellt wurden.
       
       Die Nato erklärte unterdessen, sie setzte das Flugverbot über Libyen gegen
       beide Konfliktparteien durch. Am Samstag sei ein Kampfflugzeug der
       Aufständischen vom Typ MiG-23 abgefangen und zu einem Flughafen eskortiert
       worden. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen glaubt derweil nicht,
       dass die Militäroperation in Libyen dem nordafrikanischen Land Frieden
       bringt. "Die ehrliche Antwort lautet: Für diesen Konflikt gibt es keine
       militärische Lösung", sagte Rasmussen am Wochenende.
       
       ## Humanitärer Bundeswehreinsatz
       
       Für den geplanten humanitären Bundeswehreinsatz in Libyen zeichnet sich
       unterdessen eine breite Mehrheit im Bundestag ab, denn auch SPD und Grüne
       sind dafür. Ausgeschlossen bleibt dagegen ein Kampfeinsatz, wie der Chef
       der Union im Bundestag, Volker Kauder, betonte.
       
       Deutschland will auf Basis einer Anfrage der Vereinten Nationen anbieten,
       zusammen mit anderen EU-Staaten die Kriegsfolgen mit medizinischer
       Versorgung und Flüchtlingshilfe zu lindern. Möglicherweise müssen dazu nach
       Einschätzung des stellvertretenden Chefs der SPD im Bundestag, Gernot
       Erler, auch deutsche Soldaten in Libyen an Land gehen, etwa wenn ein Schiff
       mit Hilfsgütern ausgeladen wird. Das könne durchaus gefährlich sein, warnte
       er im Deutschlandradio.
       
       Der frühere Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung, Bernd Schmidbauer,
       bemüht sich um Gespräche zwischen dem Regime des Machthabers Muammar al
       Gaddafi und dem Westen. Er war auf Einladung der libyschen Regierung von
       Montag bis Mittwoch in Tripolis und hat dort hochrangige
       Regierungsmitglieder und Gaddafis Sohn Saif al Islam zu Gesprächen
       getroffen, wie er der Bild am Sonntag sagte.
       
       Schmidbauer sagte, die libysche Regierung sei zu einem Waffenstillstand
       bereit, wenn die Aufständischen keine Bedingungen stellten. "Die Regierung
       möchte Gespräche auf Augenhöhe, bei denen es auch um eine neue Verfassung
       gehen soll", sagte Schmidbauer. Er habe die Bundesregierung über seine
       Reise und den Inhalt der Gespräche informiert. Ein Sprecher des Auswärtigen
       Amts sagte dem Blatt, Schmidbauer handle nicht im Auftrag des
       Außenministeriums. Schmidbauer war in der Regierung Kohl Staatsminister.
       
       Die Bundesregierung bereitet nach Focus-Informationen die Ausweisung des
       libyschen Botschafters in Berlin, Jamal Ali Omar El-Baraq, und fünf
       weiterer Diplomaten vor. Wie das Nachrichtenmagazin berichtete, sollen sie
       in Deutschland libysche Dissidenten ausgespäht und unter Druck gesetzt
       haben.
       
       10 Apr 2011
       
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