# taz.de -- Kommentar zum Anschlag in Minsk: Wen Lukaschenko verdächtigt
       
       > Der autoritäre Staatschef Lukaschenko meint zu wissen, dass die
       > Verantwortlichen für den Terroranschlag im Ausland sitzen. Dem Land droht
       > der Kollaps.
       
 (IMG) Bild: Seit Mittwoch in Minsk vor Gericht: der Oppositionspolitiker Andrej Sannikow.
       
       Anders als die Menschen in Russland glaubte sich ein Großteil der
       Weißrussen bislang vor terroristischen Angriffen sicher. Damit ist es seit
       dem Bombenanschlag in einer Minsker U-Bahn-Station am Montagabend, bei dem
       mindestens zwölf Personen getötet und rund 150 verletzt wurden, vorbei.
       Obwohl über die Identität der Täter derzeit nur gemutmaßt werden kann,
       meint der autoritäre Staatschef Alexander Lukaschenko schon zu wissen, dass
       die Verantwortlichen für die Tat im Ausland sitzen. Im westlichen Ausland
       versteht sich - lauern hier doch die bösen Kräfte, die durch die
       Unterstützung der Opposition, der Zivilgesellschaft, ja sogar mit
       Programmen für durch Tschernobyl geschädigte Kinder Weißrussland
       destabilisieren.
       
       Lukaschenko hat den Geheimdienst KGB aufgefordert, das Land auf der Suche
       nach den Verantwortlichen "auf den Kopf zu stellen". Als ob er das nicht
       ohnehin schon täte - vor allem seit dem Tag seiner gefälschten Wiederwahl,
       dem 19. Dezember 2010.
       
       In einer Art Kurzschlussreaktion ließ Lukaschenko Proteste seiner Kritiker
       zusammenknüppeln und über 600 Personen festnehmen. Knapp 30 sitzen immer
       noch im Gefängnis oder sind bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt
       worden. Hausdurchsuchungen bei Regimegegnern sowie deren Bedrohung und
       Einschüchterung sind an der Tagesordnung.
       
       Dass die Opposition eine Verschärfung der repressiven Gangart befürchtet,
       liegt nahe, zumal Lukaschenko so von den innenpolitischen Problemen
       ablenken kann. Und die sind immens. Dort, wo die Menschen Hamsterkäufe
       tätigen aus Angst, die Lebensmittel am nächsten Tag nicht mehr bezahlen zu
       können, dämmert es auch dem Letztem, dass dem Land der Kollaps droht.
       Lukaschenko steht mit dem Rücken zur Wand. Daran wird auch der Anschlag
       nichts ändern.
       
       12 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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