# taz.de -- Kommentar Vorratsdatenspeicherung: Das Vorratsdatendilemma
> Bei der Vorratsdatenspeicherung zeigt sich, wie tief die Gräben zwischen
> Schwarz und Gelb sind. Und gerade jetzt drängt die EU auf rasche
> Änderungen.
Union und FDP trennen bei der Vorratsdatenspeicherung Welten. CDU und CSU
wollen, dass die Verbindungsdaten aller Bürger mindestens für sechs Monate
gespeichert werden - also vorsorglich festgehalten wird, wer wann wo mit
wem telefoniert oder an wen E-Mails verschickt hat.
Die FDP lehnt die Megadatenspeicherung nach wie vor kategorisch ab - auch
wenn Brüssel auf ein Gesetz drängt. Nach Vorstellung der Liberalen würde es
reichen, im Verdachtsfall die eh vorhandenen Daten einzufrieren; höchstens
von Internetverbindungen könnten Daten für wenige Tage auf Vorrat
gespeichert werden.
Es wäre, als ob der eine Koalitionspartner einen sofortigen Atomausstieg
wollte - und der andere eine Laufzeitverlängerung bis 2080. Man kann sich
hier beim besten Willen keinen Kompromiss vorstellen zwischen Union und
FDP. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kann in dieser
Frage auch gar nicht nachgeben, zumal die Liberalen nach dem Debakel in
Baden-Württemberg lautstark angekündigt haben, das Thema Bürgerrechte
betonen zu wollen.
Und dass Leutheusser-Schnarrenberger zu ihren Überzeugungen steht, hat sie
bewiesen: 1995 trat sie als Ministerin zurück, weil sie den großen
Lauschangriff nicht mittragen wollte. Der große Unterschied: Anders als
damals steht die FDP heute hinter ihr. "Mit der FDP-Bundestagsfraktion wird
es keine anlasslose Vorratsdatenspeicherung geben", sagt der
parlamentarische Geschäftsführer. Eine Partei, die diese trotz solcher
kategorischer Ansagen doch noch beschließen sollte, verlöre auch noch ihr
letztes bisschen Glaubwürdigkeit.
Für die Union wiederum, die bei dem Thema seit Wochen drängelt, gibt es nur
zwei Möglichkeiten: Entweder sie akzeptiert, dass es mit der FDP keine
Vorratsdatenspeicherung gibt - auch wenn das bedeuten könnte, dass die EU
ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einleitet. Oder aber:
Die Union kündigt die Koalition auf und lässt neu wählen.
18 Apr 2011
## AUTOREN
(DIR) Wolf Schmidt
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