# taz.de -- Nur wenige Anträge fürs Bildungspaket: Ein Paket voller Rätsel
       
       > Das Bildungspaket kommt nicht an: Die Eltern wissen nichts von den
       > Leistungen oder müssen ihre Anträge plötzlich bei anderen Stellen
       > abgeben.
       
 (IMG) Bild: Kinder essen in Berlin im Kinder- und Jugendzentrum "Die Arche" ihr Mittagessen.
       
       BERLIN taz | Von den 34 Hartz-IV-EmpfängerInnen, die sich am Wochenende in
       Waldbröl im Süden Nordrhein-Westfalens getroffen haben, hat noch niemand
       einen Antrag gestellt, um vom Bildungspaket zu profitieren. Keiner wusste,
       dass Zuschüsse für warmes Mittagessen in Kita und Schule, für Vereine oder
       Musikschulen nur noch bis Monatsende rückwirkend für die ersten drei Monate
       2011 beantragt werden können. "Wie sollen sie auch davon mitbekommen haben.
       Sie haben kein Geld für Tageszeitungen. Nur sechs haben überhaupt einen
       funktionierenden Internetanschluss", sagt Dieter Carstensen.
       
       Das Paket für rund 2,5 Millionen Kinder aus armen Familien war im Februar
       mit der Hartz-IV-Reform beschlossen worden, seit Anfang April sind die
       Leistungen abrufbar. Doch sollen nach Medienberichten erst [1][2 Prozent
       der Berechtigten in Großstädten Anträge gestellt haben.] 
       
       Carstensen ist Sozialarbeiter und kümmert sich seit Jahren ehrenamtlich um
       Bedürftige in der Kleinstadt. Mit dem Treffen wollte er sie über die
       Neuerungen bei Hartz IV informieren. "Die Behörden informieren nicht",
       klagt Carstensen. Tatsächlich seien erst 3 Anträge eingegangen, gibt das
       Sozialamt Waldbröl Auskunft. Anspruch hätten aber etwa 600 Kinder.
       
       Frust über das Bildungspaket herrscht jedoch auch in vielen bundesdeutschen
       Amtsstuben. So war Lübecks Kultursenatorin Annette Borns (SPD)
       zuversichtlich, dass die neuen Leistungen des Bundes problemlos in das
       bisherige Angebot der Stadt integriert werden könnten. "Doch jetzt herrscht
       auf allen Seiten nur Unsicherheit und großes Chaos", so Borns.
       
       ## Frist wird verlängert
       
       Bereits seit 2008 gibt es in der Hansestadt einen Bildungsfonds. Stadt,
       Land und sechs Stiftungen geben jährlich 2 Millionen Euro, damit Kinder aus
       bedürftigen Familien, Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener, in Kitas und
       Schulen ein warmes Mittagessen bekommen, nachmittags in der Schule in Mathe
       oder Englisch gefördert werden oder Sport treiben können - die gleichen
       Inhalte also wie im Bildungspaket. "Wir wollten alles so weitermachen, das
       hat sich bewährt, aber das geht alles nicht", berichtet Borns.
       
       Denn nun regiert eine neue Behörde mit - die Jobcenter. Für den
       Bildungsfonds bekamen bisher alle Lübecker Kitas oder Schulen ein Budget
       zugeteilt. Lehrer und Erzieher schauten, welche Kinder Unterstützung
       brauchten, und regten die Eltern an, beispielsweise Nachhilfeunterricht zu
       beantragen. Ein formloses Schreiben an die Rektorinnen oder Kitaleiter
       reichte aus, das Jobcenter blieb außen vor. Rund 3.000 Kinder hat man
       bisher so gefördert.
       
       "Jetzt ist das Jobcenter auf einmal für die Hartz-IV-Bezieher zuständig,
       aber nicht für die Wohngeldbezieher." Also haben in Lübeck Jobcenter und
       Kommune getrennt Informationen und Anträge für rückwirkende Leistungen des
       Bildungspakets verschickt, insgesamt rund 13.000 Briefe. "Es kapiert aber
       niemand, dass man jetzt schwierige Formulare ausfüllen muss, denn bisher
       gab es die Leistungen ja schon, nur viel unkomplizierter", sagt Borns.
       
       Als Reaktion auf die Startschwierigkeiten des Bildungspakets kündigte
       Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Montag an, dass die
       Frist für die rückwirkende Beantragung von Leistungen bis zum Sommer
       verlängert werde.
       
       19 Apr 2011
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eva Völpel
 (DIR) Paul Wrusch
       
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