# taz.de -- Tempelhofer Feld: Keine Jubelrufe für den Tempelberg
       
       > 2020 soll das Gelände fertig gestaltet sein: mit Kletterberg, Teich und
       > Boulevard. Bei den Parkbesuchern hält sich die Begeisterung in Grenzen -
       > der Protest aber auch.
       
 (IMG) Bild: Gefällt vielen so wie es ist: Das Tempelhofer Feld.
       
       Es ist ein Surren. Erst ganz leise aus der Ferne, dann kommt es immer
       näher, wird fast bedrohlich laut, ehe der Mann am Steuerknüppel das
       Modellflugzeug wieder nach oben zieht. Das Surren verschwindet.
       
       Wenige Meter neben dem Punkt, an dem das Flugzeug gerade fast eingeschlagen
       wäre, am westlichen Ende der Nordbahn auf dem Tempelhofer Feld, stehen
       Andreas Mai und sein Sohn. Wenn die beiden in Richtung Osten blicken, den
       Modellflugzeugen hinterher, sehen sie die asphaltierte Nordbahn, die sich
       rund zwei Kilometer über das Gelände zieht. Rundherum ist es grün, und wer
       ganz genau hinschaut, kann am anderen Ende eine Skulptur aus Holzelementen
       erkennen, ähnlich einem Klettergarten. Bis dahin: Weite.
       
       Mai und sein Sohn sind mindestens einmal die Woche auf dem Feld. Sie haben
       Fahrräder dabei oder schauen den Modellflugzeugen hinterher. "Manchmal",
       sagt Mai, "wünsche ich mir schon, dass es hier mehr Freizeitangebote geben
       sollte. Auch für Kinder. Momentan kann man nicht viel mehr machen als sich
       hinsetzen und eine Runde Rad fahren."
       
       Freizeitangebote speziell für Kinder - das hat der Senat nicht im Angebot.
       Auch wenn die Entwürfe für die Parkgestaltung, die die Senatsverwaltung für
       Stadtentwicklung Ende vergangener Woche vorgestellt hat, schon
       Freizeitcharakter haben. Ein 60 Meter hoher Felsen ist darin vorgesehen,
       der am östlichen Rand stehen soll und auch zum Klettern genutzt werden
       kann, ein Wasserbecken am nordwestlichen Ende, auf dem man im Winter
       Schlittschuh laufen könnte, und ein Boulevard nebst Ausstellungspavillon in
       der Mitte. Einige der Pioniernutzer, die derzeit sportliche oder kulturelle
       Angebote auf kleiner Fläche erproben, könnten bleiben. Und ellipsenförmige,
       sich kreuzende Wege sollen kurze oder lange Spaziergänge möglich machen.
       
       Ist das das Tempelhofer Feld, wie es sich die Menschen wünschen? Die
       Senatsverwaltung verweist stets auf die Bürgerbeteiligung in Form von
       Umfragen und Informationstagen. Und am sonnigen Dienstagmittag auf dem Feld
       scheinen die Pläne tatsächlich eine Art Kompromiss zu sein. Ein Kompromiss,
       bei dem zwar niemand hurra schreit, aber auch niemand komplett dagegen ist.
       
       Mai zum Beispiel. "Ein Kletterfelsen hört sich gut an", sagt Mai. "Ich
       hätte auch nichts gegen einen Kinderspielplatz." Das sagt auch Tülay Baba,
       die mit dem Buggy ihre Zwillinge über die Fläche schiebt, auf der sich
       später einmal der künstlich angelegte Teich befinden soll. Sie könnte sich
       noch viel mehr vorstellen, einen kleinen Rummel vielleicht, Ponys zum
       Reiten.
       
       Könnte Severin Walz diese Vorschläge hören, er würde die Hände über dem
       Kopf zusammen schlagen. "Ich würde gar nicht viel ändern hier", sagt Walz,
       der aus der Schweiz nach Berlin gezogen ist und regelmäßig mit dem Rad über
       das Gelände kurvt. Der Berg sei zwar eine lustige Idee, aber man dürfe auf
       keinen Fall die Weite zerstören: "Wenn man ganz in der Mitte auf dem Boden
       sitzt und nicht so viele Leute da sind, dann werden einem auf einmal die
       Relationen klar, man kann zu sich finden und nachdenken." Auch Ulrike
       Menke, die in der Nähe wohnt und hier täglich spazieren geht, lobt den
       Freiraum: "Gerade das Provisorische an dem Ort, dass er sich selbst
       weiterentwickelt, ist faszinierend." Wenn es nach ihr geht, sollte hier gar
       nichts weiter gestaltet werden.
       
       Ein anderer Anwohner an der Neuköllner Seite des Feldes schlägt
       Rockkonzerte und Feuerwerke vor. Er ist erst vor kurzem in die
       Nachbarschaft gezogen und findet das Feld "eine Bereicherung für die
       Stadt". Nur den Berg, den möchte er dann doch nicht direkt vor der Nase
       haben.
       
       19 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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