# taz.de -- Rechte Szene rüstet sich: Alles Nazifrei am 1. Mai?
       
       > Neonazis wollen den Tag der Arbeiterbewegung "nationalisieren". Während
       > die Mobiliserung eher schlecht läuft, floriert der Bürgerprotest.
       
 (IMG) Bild: Dürfen sie es in Greifswald auch am 1. Mai? NPD-Demonstranten in Passau, aber ohne Glatzen.
       
       GREIFSWALD taz | Der 1. Mai wirft brauen Schatten voraus. NPD und andere
       rechte Vereinigungen planen Kongresse und Aufmärsche in Greifswald und
       Bremen. Zugleich häufen sich in der ostdeutschen Hansestadt Anschläge, die
       einen eindeutigen Hintergrund zu haben scheinen. Vier Tage vor dem
       geplanten Neonazimarsch verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf das
       "Internationale Kultur- und Wohnprojekt" (IKuWo) in Greifswald.
       
       Gegen 4 Uhr 30 in der Nacht bemerkte ein Anwohner einen brennenden PKW,
       verhinderte aber mit zwei Helfern das Übergreifen des Feuers auf das
       Gebäude. Eine 23-jährige Frau musste mit Atembeschwerden ins Krankenhaus.
       "Wir gehen von einem gezielten Anschlag aus, der höchstwahrscheinlich mit
       dem Naziaufmarsch am 1. Mai und unserem Engagement im Bündnis 'Greifswald
       nazifrei' zusammenhängt", sagt Nadja Tegtmeyer, Sprecherin des IkuWo.
       
       Auch in Alt-Ungnade bei Greifswald wurde ein Brandanschlag auf das
       Bauwagenprojekt "freierAUm" noch rechtzeitig entschärft. Die Polizei
       entdeckte ein gemaltes, spiegelverkehrtes Hakenkreuz. "Wir schließen in
       beiden Fällen einen rechtsextremistischen Hintergrund nicht aus", sagte
       Axel Falkenberg, Polizeisprecher der Inspektion Anklam der taz.
       
       "Da heulen die Richtigen", heißt es auf dem Internetportal "MUPINFO", das
       NPD-Landesvorsitzende David Petereit verantwortet. Der Landesverband hat
       gegen ein Verbot des Marsches durch die Stadt Rechtsmittel eingelegt. Die
       rechte Partei erwartet über 500 Anhänger. Das Oberverwaltungsgericht
       Greifswald möchte eine rechtzeitige Entscheidung über ein Verbot treffen.
       Unabhängig davon möchte die Stadt weiterhin ein Bürgerfest ausrichten. "Das
       Interesse der Bürgerinnen und Bürger ist groß", sagt Oberbürgermeister
       Arthur König (CDU).
       
       Das Bündnis "Greifswald nazifrei" möchte die Marschroute der Rechten auf
       jeden Fall blockieren. "Das ist keine Konkurrenzveranstaltung", sagt
       Cornelia Schulze vom Bündnis. Die verschiedenen Aktionen wären
       untereinander abgesprochen.
       
       ## "Keinen Meter" den Faschisten auch in Bremen
       
       Auch in Bremen will die NPD den 1. Mai für ihren Wahlkampf nutzen. An der
       Weser plant deren Wahlkampfleiter Jens Pühse einen "Sozialkongress" und
       eine "Demonstration". Am Vortag will sie Veranstaltungen mit dem Motto
       "Soziale Sicherheit statt Raubtierkapitalismus" abhalten. Etwa 250 Rechte
       werden am Samstag Vormittag am Neustädter Bahnhof treffen. Nach Gerüchten
       aus der Szene liefe die Mobilisierung aber nicht gut.
       
       Als Redner werden der NPD-Bundesvorsitze Udo Voigt, der
       NPD-Landtagsspitzenkandidat Matthias Faust und Ursel Müller, Vorsitzende
       der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren
       Angehörigen" angekündigt. "Samstag. Früh. Am Start" skandiert das
       Aktionsbündnis "Keinen Meter". Sie wollen den Marsch verhindern.
       
       Exakt so weit sollen die Neonazis auch in Halle und Heilbronn kommen. Vor
       allem die Freien Nationalisten planen Aktionen, bei denen in Halle an die
       500 und in Heilbronn bis zu 1.000 Rechte auflaufen sollen. In Heilbronn
       bestehen zwei Bündnisse, die eine Demonstration und Blockaden planen.
       "Bunt, gewaltfrei und phantasievoll" wollen sie in Halle den Nazimarsch
       stören.
       
       29 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) 1. Mai in Hamburg: Maitanz könnte wild werden
       
       Die Diskussion um den Verkauf der "Roten Flora" befeuert in Hamburg die
       Befürchtungen um schwere Randale am Wochenende. In Berlin herrscht
       Normalbetrieb.
       
 (DIR) Polizeigewalt am 1. Mai: Randalierer werden verurteilt
       
       Polizist, der einen Demonstranten getreten hat, zu Haft auf Bewährung
       verdonnert, Verfahren gegen einen weiteren Beamten steht vor dem Abschluss.
       
 (DIR) Aktionen vor 1. Mai: Linke Szene dreht auf
       
       Auf einem linken Spontan-Aufzug in Neukölln fliegen Steine, ein Jobcenter
       wird mit Farbbeuteln attackiert. Die Szene reagiert kritisch.
       
 (DIR) Gefahrenprognose zum 1. Mai: Krawalle im Dunkeln
       
       Die Innenbehörde rechnet mit schweren Ausschreitungen und will das
       Schanzenviertel zum Gefahrengebiet erklären. Poker um Rote Flora geht
       weiter.