# taz.de -- Datenpanne bei der Unesco: Unesco ist zu transparent
> Wer sich in den vergangenen Jahren bei der UN-Organisation in Paris
> beworben hat, muss damit rechnen, dass Dritte seine Daten eingesehen
> haben. Sie waren im Netz frei verfügbar.
(IMG) Bild: Die Unesco-Zentrale in Paris.
PARIS dpa | Nach Sony, Apple und Facebook treffen die
Datenschutz-Schlagzeilen auch die Unesco. Die UN-Organisation für Bildung,
Wissenschaft und Kultur hat über Jahre hinweg Bewerbungsunterlagen für
jeden einsehbar ins Internet gestellt. Die Dokumente enthielten nach
[1][Recherchen von Spiegel Online] Informationen über den Bildungsweg, die
bisherigen Arbeitgeber und zum Teil auch Angaben über Jahresgehälter.
Betroffen waren zwei Datenbanken, eine mit Bewerbungen um Praktikumsplätze,
die andere für reguläre Posten innerhalb der Organisation. "Ja, es gab ein
echtes Problem", bestätigte eine Unesco-Sprecherin am Donnerstagabend der
Nachrichtenagentur dpa in Paris. Die Sicherheitslücken seien nach ihren
Informationen aber mittlerweile geschlossen.
Nach Recherchen von Spiegel Online waren Zehn-, womöglich Hunderttausende
Bewerbungsunterlagen frei im Internet abrufbar - inklusive Anschreiben und
Adressen. Aus den Bewerbungen erfahre man zum Beispiel exakt, wie viel ein
leitender Mitarbeiter im diplomatischen Dienst Pakistans verdiene (einen
sechsstelligen Dollar-Betrag) und welche Angestellten der Weltbank zur
Unesco wechseln wollen.
Die Bewerber kämen aus aller Welt. Unter ihnen seien Diplomaten und
Wissenschaftler. "Die Unesco und ich, das könnte eine Liebesgeschichte
werden", zitiert Spiegel Online aus dem Anschreiben einer Bewerberin. Die
stichprobenweise eingesehenen Bewerbungen stammten aus den Jahren 2006 bis
2011.
## "Keinesfalls zur Weitergabe an Dritte bestimmt"
Die Unterlagen von Praktika-Bewerbern waren demnach völlig ungeschützt über
die Eingabe einer bestimmten Internetadresse (URL) abrufbar. Um zu einem
anderen Bewerber zu springen, soll es gereicht haben, die Kennziffer in der
URL zu verändern. Die Bewerbungen für reguläre Unesco-Stellen waren nur
einsehbar, wenn man sich als Bewerber bei der Unesco registriert hatte -
dazu reichte eine Mail-Adresse, wie es heißt. Zu anderen Bewerbern sei man
wiederum über die Veränderung der Kennziffer in der Adresszeile gekommen.
"Ich habe meine personenbezogenen Daten der Unesco zur internen
Datenverarbeitung zur Verfügung gestellt, diese waren keinesfalls zur
Weitergabe an Dritte bestimmt", wird ein betroffener Bewerber zitiert.
Die Unesco muss sich nun auch den Vorwurf gefallen lassen, wochenlang nicht
auf Hinweise auf das Sicherheitsproblem reagiert zu haben. Ein
Unesco-Bewerber soll das Problem bereits vor mehr als einem Monat entdeckt
und die Organisation schriftlich darüber informiert haben. Die Unesco
wollte sich dazu nicht äußern. Bis zum Donnerstagnachmittag sollen weiter
Bewerbungen zugänglich gewesen sein.
Erst am Dienstag hatte der Elektronikkonzern Sony bekanntgegeben, dass
Hacker in der Vorwoche das Onlinenetzwerk seiner Playstation und des
Musikdienstes Qriocity geknackt und sensible [2][Daten gestohlen] hatten.
Das Unternehmen informierte daraufhin weltweit rund 77 Millionen Nutzer per
E-Mail und warnte sie vor möglichen Datendiebstählen.
29 Apr 2011
## LINKS
(DIR) [1] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,759538,00.html
(DIR) [2] /1/netz/netzgeraete/artikel/1/daten-von-millionen-spielern-gestohlen/
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