# taz.de -- Dortmund-Fan über Meistertitel: "Da fließt dann auch mal eine Träne"
       
       > Jupp Schmiedeskamp erklärt, warum dies der wertvollste Titel für Borussia
       > Dortmund ist. Er ist sich sicher, dass die Fans dieser Mannschaft in der
       > nächsten Saison einen 9. Platz verzeihen würden.
       
 (IMG) Bild: "Man sollte den Moment genießen": Die BVB-Fans sind ganz aus dem Häuschen.
       
       taz: Wann waren Sie sich sicher, dass Borussia Dortmund vorzeitig Deutscher
       Meister wird? 
       
       Jupp Schmiedeskamp: Erst so ab der 83. Minute, als das zweite Tor in Köln
       fiel. Die Fans haben ja schon in der ersten Halbzeit gefeiert, aber ich bin
       eher so eine Unke. Wenn wir 3:0 führen, fragen mich meine Freunde: "Na
       Jupp, klappt das heute?"
       
       Aber an der Meisterschaft an sich haben sie bei dem Vorsprung doch nicht
       gezweifelt? 
       
       Nach der Niederlage gegen Gladbach letzte Woche war bei mir schon wieder
       der Blues im Blut. Ich musste an 2002 denken, als Bayer Leverkusen gegen
       uns seinen großen Vorsprung verspielt hat, gegen fast dieselben Gegner,
       gegen die wir noch antreten müssen. Deshalb war die Erleichterung
       vorgestern umso größer.
       
       Wie haben sie dann das entscheidende Spiel gegen Nürnberg erlebt? 
       
       Das war schon sehr emotional. Ich bin jetzt 58 Jahre und habe hier viel
       miterlebt. Im Alter von 10 Jahren war ich schon mit meinem Vater beim
       Meisterschaftsendspiel gegen Köln dabei. Während dem Spiel habe ich schon
       auch an solche Sachen gedacht. Da fließt dann auch mal eine Träne.
       
       Das klingt nach einer sehr reflektierten Wahrnehmung. Haben sie dann nach
       dem Spiel ausgelassen gefeiert? 
       
       Nicht wirklich. Ich bin heute mit dem Auto unterwegs, da musste ich mich
       gestern etwas zurückhalten. Aber wir haben schon in der Nähe vom Stadion
       ein paar Bier getrunken und dann bin ich noch ein wenig mit dem Fahrrad
       herumgefahren und habe mir bis zehn Uhr den Autokorso angeschaut.
       
       Die Borussia wird ja in ganz Deutschland gefeiert und beglückwünscht. Ist
       Ihnen die Beliebtheit nicht auch etwas unheimlich? 
       
       Gerade haben mir auf der Raststätte drei Leute gratuliert. Die Fankultur
       ist eben nicht mehr regional beschränkt. Und außerdem: Wenn eine
       Mannschaft, die keiner auf der Rechnung hatte, Meister wird, muss man das
       eben auch anerkennen.
       
       Hat diese Meisterschaft einen besonderen Stellenwert für Sie? 
       
       Ganz klar. Es war die beste, weil wir so dominant gespielt haben und weil
       es für mich der bislang überraschendste Titel in der Bundesligageschichte
       war. Vergleichbar ist vielleicht noch die Meisterschaft von Kaiserslautern,
       als sie nach ihrem Aufstieg Erster wurden.
       
       Das Meisterteam ist sehr jung. Stehen den Dortmundern nun rosige Zeiten
       bevor? 
       
       Man sollte den Moment genießen. Vor ein paar Jahren wären wir fast pleite
       gegangen. Hätte der Verein nicht Borussia Dortmund geheißen, hätte man ihn
       gegen die Wand fahren lassen.
       
       Aber die Erwartungshaltung wird wieder steigen. 
       
       Ich bin mir sicher, dass die Fans dieser Mannschaft in der nächsten Saison
       auch einen neunten Platz verzeihen würden. Es wird gewiss schwer mit der
       Doppelbelastung in der Champions League. Sahin geht vielleicht. Götze
       möglicherweise auch, wenn er sich so weiterentwickelt. Aber wer klug ist,
       bleibt noch ein paar Jahre in Dortmund.
       
       1 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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