# taz.de -- Libyen-Kontaktgruppe trifft sich in Rom: Roadmap zu freien Wahlen
       
       > Die am Einsatz in Libyen beteiligten Staaten beraten in Rom über eine
       > Lösung des Konflikts in Libyen. Ein Sonderfonds zur finanziellen
       > Unterstützung der Rebellen soll eingerichtet werden.
       
 (IMG) Bild: Afrikanische Arbeiter aus Misurata flüchteten nach Bengasi.
       
       ROM dapd/rtr | Im Libyen-Konflikt verstärken die Rebellen den politischen
       Druck auf Machthaber Muammar al Gaddafi. Beim Treffen der
       Libyen-Kontaktgruppe stellte der Vertreter des Übergangsrates, Mahmud
       Dschibril, am Donnerstag in Rom eine Roadmap vor, die freie Wahlen zum Ziel
       hat. Der Plan wurde in der Abschlusserklärung der Gruppe ausdrücklich
       begrüßt. Außerdem beschloss die Kontaktgruppe einen Sonderfonds zur
       finanziellen Unterstützung der Rebellen. Außenminister Guido Westerwelle
       sprach zum Abschluss von einer "erfolgreichen Sitzung".
       
       Die Roadmap des Übergangsrates sieht vor, dass innerhalb von zwei Wochen
       eine Versammlung des gesamten libyschen Volkes einberufen und dabei dann
       der Beschluss zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung gefasst wird, wie es
       in Delegationskreisen hieß. Vier Monate nach Annahme der Verfassung per
       Referendum könnte es dann Wahlen geben.
       
       Über finanzielle Hilfen hatte sich die Gruppe bereits bei ihrem Treffen
       Mitte April in Doha grundsätzlich verständigt. Der Sonderfonds wurde in Rom
       beschlossen, Details müssen aber erst noch ausgearbeitet werden, wie
       Minister Westerwelle erklärte.
       
       So war noch unklar, ob der Fonds auch aus eingefrorenem Vermögen gespeist
       wird. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, der auch den Stand der
       Militäroperationen darstellte, forderte nach Angaben aus Teilnehmer-Kreisen
       "sehr strenge Kontrollmechanismen" für Geldtransaktionen. Kuwait zahlte
       laut Abschlusserklärung bereits 180 Millionen US-Dollar in den Fonds ein.
       
       ## Westerwelle will "politischen Prozess"
       
       Westerwelle bekräftigte seine Forderung nach einem "politischen Prozess"
       zur Lösung des Libyen-Konflikts. Die Grenzen der militärischen
       Möglichkeiten seien sichtbar, sagte der FDP-Politiker. Dabei sei
       entscheidend, "dass vor allem die Menschen geschützt werden". Westerwelle
       forderte Gaddafi auf, endlich den Waffenstillstand einzuhalten. "Es ist für
       uns völlig klar und völlig eindeutig, das der größte Hinderungsgrund für
       eine friedliche und freie Entwicklung von Libyen im Diktator zu finden
       ist", sagte er.
       
       Es gehe aber nicht nur darum, dass die Kampfhandlungen eingestellt würden,
       sagte Westerwelle. "Sondern es geht vor allem darum, dass sehr schnell die
       humanitäre Hilfe möglich sein muss und sichergestellt werden muss", sagte
       er. Dies sei von "ganz großer Dringlichkeit".
       
       An der Sitzung im italienischen Außenministerium nahmen neben Westerwelle
       unter anderem auch sein französischer Amtskollege Alain Juppe,
       US-Außenministerin Hillary Clinton und der britische Außenministers William
       Hague teil. Die Kontaktgruppe besteht aus Nato- und Nicht-Nato-Staaten, die
       sich am Einsatz gegen Gaddafi beteiligen.
       
       Die Libyen-Kontaktgruppe wurde Ende März beim Treffen der internationalen
       Gemeinschaft zur Libyen-Krise in London aus der Taufe gehoben. Ihre Aufgabe
       ist es, die Bedingungen für einen Waffenstillstand in Libyen zu diskutieren
       und den politischen Prozess für die Zeit nach Gaddafi vorzubereiten.
       
       Die Gruppe kam am 14. April in Doha zum zweiten Mal zusammen. Damals
       einigte sie sich darauf, die Opposition weiter zu unterstützen, auch
       materiell. In ihrer Schlusserklärung forderte sie Gaddafi damals zum
       Rücktritt auf. Das nächste Treffen soll in den Vereinigten Arabischen
       Emiraten stattfinden.
       
       ## 1.000 Flüchtlinge aus Misurata in Bengasi eingetroffen
       
       In der libyschen Rebellenhochburg Bengasi ist am Donnerstag ein Schiff mit
       mehr als 1.000 Flüchtlingen aus der umkämpften Hafenstadt Misurata
       eingelaufen. Insgesamt habe das Schiff 1.138 Menschen in Sicherheit
       gebracht, sagte eine Sprecherin der Internationalen Organisation für
       Migration in Genf. Darunter seien rund 800 ausländische Arbeiter sowie mehr
       als 300 Libyer, die an Bord geklettert seien. Auch mehr als 30 Verwundete
       seien auf dem Schiff gewesen. Soldaten des libyschen Staatschefs Muammar
       Gaddafi hatten die Menge am Hafen in Misurata am Mittwoch beschossen, als
       sie an Bord der "Red Star One" drängte. Nach Angaben der Rebellen wurden
       dabei fünf Menschen getötet.
       
       Der Hafen von Misurata ist die wichtigste Verbindung der Rebellen in der
       seit Wochen umkämpften Stadt mit der Außenwelt. Nach zwei Monaten
       Bürgerkrieg hat sich militärisch eine Pattsituation entwickelt. Die
       Aufständischen halten den Osten des Landes, Gaddafis Einheiten bis auf
       wenige Städte wie Sintan und Misrata den Westen. Tausende Menschen sind auf
       der Flucht vor den Kämpfen. Die Führung der Rebellen hat die westlichen
       Staaten um Finanzhilfe in Höhe von zwei bis drei Milliarden Dollar gebeten.
       Diese Bitte ist Thema beim Treffen der Libyen-Kontaktgruppe am Donnerstag
       in Rom.
       
       5 May 2011
       
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