# taz.de -- Französisch-libysche Diplomatie: "Jeder ist mit jedem in Kontakt"
       
       > Die französische Regierung bestreitet direkte Verhandlungen mit
       > Machthaber Gaddafi. Gespräche sollen aber auf vielen Kanälen laufen.
       > Angeblich sei Gaddafi zu einem Rücktritt bereit.
       
 (IMG) Bild: Francois Fillon und Alain Juppé bei der Parlamentsdebatte über die Verlängerung des französischen Militäreinsatzes in Libyen.
       
       PARIS rtr/afp | Auf allen Kanälen laufen nach französischen Angaben derzeit
       Gespräche, um den seit Monaten schwelenden Konflikt in Libyen zu einem Ende
       zu bringen. Emissäre brächten die Nachricht, dass Machthaber Muammar
       al-Gaddafi bereit sei, die Herrschaft abzutreten, sagte Außenminister Alain
       Juppé am Dienstag im Hörfunksender France Info. "Also lasst uns darüber
       sprechen."
       
       Wer diese Abgesandten sind, ließ Juppé offen. "Jeder ist mit jedem in
       Kontakt", sagte er. "Das libysche Regime schickt Botschaften überall hin,
       in die Türkei, nach New York und Paris. Es gebe Kontakte, aber es gebe zu
       diesem Zeitpunkt "keine formelle Verhandlung", stellte der Außenminister
       klar. Er wies damit Äußerungen von Gaddafis Sohn Saif al-Islam zurück, der
       gegenüber einer algerischen Zeitung gesagt hatte, sein Vater führe
       Gespräche mit der französischen Regierung.
       
       Juppé und der französische Ministerpräsident François Fillon bekräftigten
       ihre Forderung nach einem Rücktritt Gaddafis. "Er muss gehen", sagte Fillon
       im Hörfunksender Europe 1. "Er muss zumindest die Macht abgeben. Danach ist
       es am libyschen Volk, zu entscheiden."
       
       Der libysche Ministerpräsident Baghdadi al-Mahmudi sagte der Tageszeitung
       Le Figaro, seine Regierung sei zu "Verhandlungen ohne Bedingungen" bereit,
       doch zuvor müssten die Luftangriffe aufhören. "Man schafft keine Demokratie
       unter Bombenhagel. […] So funktioniert das nicht." Rund fünf Monate währt
       der Aufstand, im März flogen französische Kampfflugzeuge die ersten
       Einsätze gegen die Regierungstruppen.
       
       Doch es gibt auch Anzeichen, dass Frankreich, das gemeinsam mit
       Großbritannien den Nato-Luftwaffeneinsatz gegen die Regierungstruppen
       anführt, zunehmend die Geduld verliert. Verteidigungsminister Gérard
       Longuet hatte am Wochenende die Rebellen aufgefordert, mit Gaddafis Führung
       in Tripolis direkte Verhandlungen aufzunehmen.
       
       "Wir hören zu bombardieren auf, sobald die Libyer unter sich reden und die
       Soldaten aller Lager in ihre Kasernen zurückkehren", sagte Longuet. Das
       Außenministerium in Paris betonte jedoch, es gebe keine Änderung an der
       Haltung der französischen Regierung.
       
       Das französische Parlament wollte am Dienstag über den internationalen
       Militäreinsatz debattieren, den Frankreich im März maßgeblich
       vorangetrieben hatte, und seiner Verlängerung zustimmen. Das Parlament muss
       eine Abstimmung über jeden Militäreinsatz ansetzen, der nach vier Monaten
       nicht beendet ist.
       
       12 Jul 2011
       
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