# taz.de -- Keine Entscheidung vor der Wahl: Senat verschiebt Klärung bei S-Bahn
> Der Senat lässt neue S-Bahnzüge planen. Die Entscheidung darüber, wer sie
> ab 2017 lenken soll, fällt aber erst nach der Abgeordnetenhauswahl.
(IMG) Bild: Das ist ein alter Wagen. Wer die neuen betreiben soll, steht zwar noch nicht fest, wie sie aussehen sollen, will der Senat aber schon mal entscheiden.
Wer die S-Bahnen zukünftig fährt, ist weiter offen. Der Senat lässt aber
jetzt immerhin planen, wie die neuen Wagen aussehen sollen, die künftig die
immer anfälligeren alten ersetzen. Spätestens zum Jahresende - und damit
nach der Abgeordnetenhauswahl am 18. September - soll laut
Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) dann entschieden werden, ob
das Land Berlin, ein landeseigenes Unternehmen wie die BVG oder ein anderes
Unternehmen, das sich in einem Wettberwerb durchsetzt, diese neuen Züge
bauen lässt.
An technischen Vorgaben für die Züge arbeiten zu lassen, ist derzeit
offenbar der kleinste gemeinsame Nenner in der rot-roten Koalition beim
Thema S-Bahn. Denn während in der SPD vor allem Junge-Reyer daran denkt,
einen Teil des Betriebs auszuschreiben und damit auch privaten
Bahnunternehmen den Einstieg zu ermöglichen, wirbt die Linkspartei dafür,
dass das Land die S-Bahn selbst betreibt.
Derzeit und noch bis 2017 ist dafür im Auftrag des Landes die S-Bahn GmbH
zuständig, eine Tochter der Deutschen Bahn AG. Kurzfristig kann, selbst
wenn das rechtlich möglich wäre, kein Konkurrent einspringen: Auf dem
Berliner S-Bahnnetz können nur spezielle Wagen fahren, die es anderswo
nicht gibt.
Laut Junge-Reyer ist es möglich, bis 2017, dem Ende des laufenden Vertrags,
200 neue sogenannte Viertelzüge bauen zu lassen. So viele sind in etwa
nötig, um ein Viertel des S-Bahnnetzes zu betreiben, zum Beispiel die
Ringbahn. Diese Züge würden rund 600 Millionen Euro kosten. Parallel zur
Senatsverwaltung plant auch die Deutsche Bahn an neuen Wagen. Das gemeinsam
zu tun, ist laut Junge-Reyer nicht möglich: Das Unternehmen hätte dann
einen Wissenvorsprung und könnte deshalb von einer Ausschreibung
ausgeschlossen werden.
Für CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici kommt die Planung viel zu spät:
"Nach zwei Jahren S-Bahnkrise müsste längst bekannt sein, welche konkreten
Anforderungen an die Konstruktion neuer Züge gestellt werden müssen." Der
Senat habe "bis heute tatenlos zugesehen".
Wegen der andauernden Probleme mit den derzeitigen Wagen zahlt das Land der
S-BahnGmbH weiterhin weniger Geld. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es
20,3 Millionen Euro weniger, im vergangenen Jahr insgesamt 52,4 Millionen.
Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling fordert, mit dem Geld nicht
Haushaltslöcher zu stopfen, sondern den Schienenverkehr zu verbessern.
10 May 2011
## AUTOREN
(DIR) Stefan Alberti
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Kritik an Preispolitik der Deutschen Bahn: Teures Pendeln durch die Stadt
Senat kritisiert Preispolitik des Bundes im Schienenverkehr. Die Nutzung
der Strecken durch S-Bahn koste kontinuierlich mehr, Qualität sinke.
(DIR) S-Bahn-Streik: Berliner steigen auf BVG um
Vor allem die Straßenbahnen sind auf Grund des S-Bahn-Streiks überfüllt.
Beim nächsten Warnstreik wird die S-Bahn verschont.
(DIR) S-Bahn-Chaos: Alles gewusst, nichts gemacht
Jahre, bevor das erste Rad brach, wusste die Deutsche Bahn von den massiven
Missständen bei ihrer Tochter S-Bahn. Der Vorstand täuschte den
Verkehrsausschuss.
(DIR) Berliner S-Bahn-Chaos: Bahn-Ersatz verzweifelt gesucht
In der S-Bahn-Krise kommt der Regierende Bürgermeister mit einem neuen
Lösungsvorschlag: dauerhafter Ersatzverkehr. Entschädigung weiter unklar.