# taz.de -- Frankfurter Fans wollen Meisterfeier stören: Letzte Ausfahrt Dortmund
       
       > Für Eintracht Frankfurt ist wohl Schluss mit der 1. Bundesliga. Vor dem
       > letzten Spiel in Dortmund wächst die Angst vor Ausschreitungen. So wie
       > beim letzten Heimspiel.
       
 (IMG) Bild: Das Spiel der Frankfurter gegen Dortmund gilt als "Risikospiel".
       
       FRANKFURT taz | Heribert Bruchhagen trug einen hellgrauen Pullover. Und
       darunter ein blütenweißes Hemd. Doch der frühsommerliche Look, in dem der
       Vorstandsvorsitzende der akut abstiegsgefährdeten Frankfurter Eintracht am
       Donnerstag zur Pressekonferenz erschienen war, konnte nicht darüber
       hinwegtäuschen, dass der 62-Jährige gerade Momente persönlicher Finsternis
       durchlebt.
       
       Das Ritual des wertkonservativen Ostwestfalen, vor dem letzten Spieltag den
       Medienvertretern für die Zusammenarbeit zu danken, fiel ihm in acht Jahren
       Amtszeit noch nie so schwer wie zum Ende dieser Saison. "Die sportliche
       Tragweite führt dazu", flüsterte Bruchhagen. Und: "Es war eben ein
       beispielloses Jahr für die Eintracht."
       
       Ein beispielloses schlechtes. Wenn nicht noch so etwas wie ein Wunder
       passiert, werden die Hessen sang- und klanglos absteigen, während Borussia
       Dortmund im eigenen Stadion die Meisterschaft feiert. Bruchhagen erinnerte
       in diesem Zusammenhang daran, dass sich die Eintracht mit dem Gegner an
       diesem letzten Spieltag noch vor nicht allzu langer Zeit auf Augenhöhe
       befand, "wir haben nicht nur das Hinspiel 1:0 gewonnen, sondern in der
       Vorsaison auch 3:2 in Dortmund."
       
       Doch Bruchhagen wollte damit gar keine trügerische Hoffnung verbreiten
       ("Wir haben nur Außenseiterchancen"). Sein erstes Anliegen bestand darin,
       den eigenen Anhängern ins Gewissen zu reden. Mit dem unnötigen Abstieg
       könnte sich der Vereinschef irgendwie arrangieren, nicht aber mit erneuten
       Verfehlungen der Eintracht-Fans.
       
       Helmut Spahn, der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußballbunds, zählt
       deutschlandweit 2.000 bis 2.500 gewaltsuchende Fußballfans und darüber
       hinaus bis zu 7.000 Sympathisanten. Offensichtlich besonders viele, vor
       allem jugendlichen Alters, sind in Frankfurt beheimatet. Die 700 Fanklubs
       und die 8.000 Mitglieder der Fanabteilung sind zwar oftmals rührig und
       zumeist friedlich, aber sie wagen es eben auch nicht, das Wort gegen den
       radikalen und bisweilen gewaltbereiten Teil der Ultras zu führen.
       
       Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Vereinspräsident Peter Fischer haben
       die 8.000 Fans, die die Eintracht zum Saisonfinale nach Dortmund begleiten
       wollen, nun offiziell dazu aufgerufen, Vernunft walten zu lassen.
       Bruchhagen: "Eine Störung der Meisterfeier wäre der Super-GAU für Eintracht
       Frankfurt. Jeder muss Respekt davor haben und das Ansehen des Vereins auch
       im Falle des Abstiegs schützen."
       
       Eingedenk der Auswüchse am vergangenen Samstag nach dem Spiel gegen Köln,
       als hunderte Randalierer die eigene Arena stürmten, heißt es in einer
       Presseerklärung: "Die Bilder nach dem Schlusspfiff haben vieles von dem
       Vertrauen und dem Image zerstört, dass sich Eintracht Frankfurt und seine
       Fanszene aufgebaut haben. Unser Ruf hängt daher am Samstag an einem
       mindestens ebenso dünnen Faden, wie die Hoffnung auf den Klassenverbleib
       …Wer meint, seinem Frust noch einmal mit Gewalt, Feuerwerk oder anderen
       Grenzüberschreitungen freien Lauf lassen zu müssen, der stellt sich gegen
       unsere Zukunft."
       
       Der Appell kommt nicht von ungefähr. Wegen der Vorfälle nach dem Köln-Spiel
       hat der DFB-Kontrollausschuss Ermittlungen aufgenommen, dass Sportgericht
       indes noch kein Urteil gesprochen. Sollten frustrierte Anhänger erneut aus
       der Rolle fallen, dürfte sich das auf das Strafmaß erschwerend auswirken.
       Dann wäre eine Platzsperre, ein Geisterspiel oder ein Teilausschluss der
       Öffentlichkeit für die neue (Zweitliga-)Saison unausweichlich.
       
       Nichtsdestotrotz planen die Ultras offenbar, die schwarz-gelbe Titelfeier
       in irgendeiner Aufsehen erregender Form zu beeinträchtigen, das verlautete
       aus Insiderkreisen. Dafür spricht auch der martialische Aufruf für die
       Fahrt nach Dortmund, der genau mit jenem Ausspruch überschrieben ist, der
       Eintracht-Präsident Fischer zur Beruhigung der erhitzten Gemüter am
       vergangenen Samstag am Stadionmikrofon entwich. "Dann schlagen wir eben den
       Scheiß-BVB!" steht nun auf der Internetseite der Frankfurter Ultras. Der
       Ausruf, für den sich Fischer längst entschuldigt hat, soll die Fans
       aufstacheln. Im Falle des Misserfolgs lässt dies nichts Gutes erahnen.
       
       Große Aufmerksamkeit ist den Ultras und ihren möglichen Aktionen gewiss.
       Das Spiel und die anschließende Meisterfeier wird von mehr als 40 Kameras
       eingefangen und in 196 Länder übertragenen. Die Lage ist brisant, die
       Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt, auch BVB-Geschäftsführer
       Hans-Joachim Watzke äußert ernste Sorgen.
       
       Hilft das massive Sicherheitsaufgebot? Klaus Lötzbeier, bei der Eintracht
       Fußball AG für die Fans verantwortliches Vorstandsmitglied, gab kürzlich zu
       bedenken: "Wenn wir zu viel Druck ausüben, schaukelt sich das hoch, und am
       Schluss gibt es nur noch Krach und Krawall." Klingt nach wahrlich düsteren
       Aussichten für den Frankfurter Abstiegsfall.
       
       13 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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