# taz.de -- Krieg in Libyen: Frau Gaddafi könnte ausgereist sein
       
       > Die Frau und die Tochter von Gaddafi sollen Libyen verlassen haben, die
       > Regierung dementiert dies jedoch. Vier festgenommene ausländische
       > Journalisten kamen indes wieder frei.
       
 (IMG) Bild: Weg oder noch da? Aisha Gaddafi in Tripolis.
       
       TRIPOLIS dpa/dapd/rtr | Die Ehefrau und die Tochter des libyschen
       Machthabers Muammar Gaddafi sollen sich nach Angaben tunesischer
       Sicherheitskräfte in das Nachbarland abgesetzt haben. Ehefrau Safia und
       Tochter Aischa hätten vor einigen Tagen zusammen mit einer libyschen
       Delegation die Grenze überquert, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters
       am Mittwoch.
       
       Die libysche Regierung hat diese Berichte zurückgewiesen. Beide seien in
       Tripolis und in Sicherheit, erklärte der stellvertretende Außenminister
       Chaled Kaim am Abend. Kaim erklärte außerdem, Ölminister Schukri Ghanem
       habe Libyen lediglich zu einer Geschäftsreise ins Ausland verlassen.
       Ghanems Flucht ins Ausland war am Dienstag von einem früheren Vertreter
       Libyens bei der Arabischen Liga bestätigt worden.
       
       Der Ölminister halte sich aus geschäftlichen Gründen in Wien auf, erklärte
       Kaim. Ghanem ist nach Außenminister Mussa Kussa, Innenminister Abdel-Fatah
       Junes und Justizminister Mustafa Abdul Dschalil das vierte ranghohe
       Kabinettsmitglied, das sich von Gaddafi abgewandt hat.
       
       ## Vier Journalisten wieder frei
       
       Vier in Libyen inhaftierte ausländische Journalisten sind nach einem
       Gerichtsverfahren wegen "illegaler Einreise" freigelassen worden. Die
       US-Bürger James Foley und Clare Gillis, der Brite Nigel Chandler und der
       Spanier Manu Brabo trafen nach ihrer Freilassung im Hotel "Rixos" in der
       libyschen Hauptstadt ein, wie Augenzeugen am Mittwoch berichteten. Sie
       waren am 5. April in Frontnähe Soldaten des libyschen Machthabers Muammar
       al-Gaddafi in die Hände gefallen. Zuvor hatten sie in dem von
       Aufständischen kontrollierten Osten Libyens gearbeitet.
       
       Ihr Verbleib war lange ungewiss. Am Dienstag wurden sie vor ein Gericht in
       Tripolis gestellt und zu jeweils einem Jahr Gefängnis und zur Zahlung einer
       Strafe von 200 Dinar (115,70 Euro) verurteilt. Die Freiheitsstrafe wurde
       zugleich ausgesetzt. Nach Zahlung der Strafe stehe es ihnen frei, das Land
       zu verlassen, sagte ein Regierungssprecher in Tripolis.
       
       Ungewiss blieb das Schicksal des Fotoreporters Anton Hammerl, der zur
       selben Zeit an der selben Front in Ost-Libyen verschwunden war wie Brabo
       und die beiden US-Amerikaner. Hammerl, der in Großbritannien lebt, ist
       südafrikanischer und österreichischer Staatsbürger.
       
       ## Granaten in Tunesien
       
       Die anhaltenden Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Libyen und Tunesien belasten
       zunehmend die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Nach
       Augenzeugenberichten schlugen in den vergangenen 24 Stunden Dutzende
       Granaten aus Libyen in der Nähe des tunesischen Grenzortes Dehiba ein.
       
       Sie richteten keinen Schaden an, doch Tunesien will diese Grenzverletzungen
       nicht mehr hinnehmen. Die Regierung in Tunis drohte der Regierung in
       Tripolis mit "harten Gegenmaßnahmen". So werde man sich wegen der schweren
       Grenzverletzungen an den UN-Sicherheitsrat wenden, hieß es in einer
       Erklärung des tunesischen Außenministeriums.
       
       Libysche Regimegegner in der westlichen Enklave Misurata versuchen
       unterdessen weiter, sich aus der Umklammerung durch Gaddafi-Einheiten zu
       befreien. Bei Kämpfen um die westlich von Misurata gelegene Ortschaft
       Taworgha wurden am Vortag acht Aufständische getötet und zwölf weitere
       verletzt, berichtete die Oppositions-Webseite "Brnieq" am Mittwoch.
       
       In der Vorwoche hatten die Rebellen den Flughafen von Misurata eingenommen
       und die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi vollständig
       aus der drittgrößten Stadt des Landes gedrängt.
       
       Bewohner in der Hauptstadt Tripolis klagen indes über Benzinmangel. Die
       Treibstoff-Krise ist Folge der anhaltenden Nato-Luftangriffe auf Anlagen
       und Depots des libyschen Militärs sowie der von der internationalen
       Gemeinschaft verhängten Sanktionen.
       
       19 May 2011
       
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