# taz.de -- Kommentar Netanjahu vor dem US-Kongress: Schwanz wedelt mit Hund
       
       > Netanjahu machte in Washington klar, dass er an einem echten Frieden mit
       > den Palästinensern nicht interessiert ist. Die Zukunft seines Landes hat
       > er dabei weniger im Blick gehabt.
       
       Wenn es noch eines symbolträchtigen Bildes bedurft hätte, wie sehr die
       israelisch-amerikanischen Beziehungen aus dem Lot sind, dann hat es
       Benjamin Netanjahus umjubelter Auftritt vor dem US-Kongress geliefert.
       Welcher andere ausländische Regierungschef - noch dazu eines Zwergstaates,
       der von US-Unterstützung abhängig ist - kann es sich schon leisten, den
       Präsidenten der größten Weltmacht vor den Kopf zu stoßen? Und wird dafür
       anschließend vom US-Parlament auch noch emphatisch gefeiert? Die Szene
       wirkte ganz so, als würde hier der Schwanz mit dem Hund wedeln.
       
       Rational erklären sich die Standing Ovations für Netanjahu nur dadurch,
       dass es sich viele Kongressabgeordneten vor den Wahlen im nächsten Jahr
       nicht mit den jüdischen und evangelikalen Pro-Israel-Gruppen verscherzen
       wollen, die sie als Wähler und Sponsoren brauchen. Trotz Gegenströmungen
       ist der ideologische Einfluss, den diese "Israel-Lobby" auf die Politik der
       USA hat, immer noch groß.
       
       Für den Nahen Osten heißt das nichts Gutes. Denn Netanjahu machte vor dem
       US-Kongress klar, dass er an einem echten Frieden mit den Palästinensern
       nicht interessiert ist. Wer zu fast all ihren Forderungen von vornherein
       Nein sagt und stets neue Hürden aufstellt, der ist nicht ernsthaft zu
       "schmerzhaften Kompromissen" bereit, wie er behauptet.
       
       Einmal mehr präsentierte sich Netanjahu seinen Wählern in Israel unter den
       Siedlern und am rechten Rand als standfest und unbeugsam. Die Zukunft
       seines Landes hatte er dabei weniger im Blick. Denn sein erfolgreicher
       PR-Stunt vor dem US-Kongress könnte sich noch als Pyrrhussieg erweisen.
       Obama ist am Ende eben doch weit weniger auf israelischen Goodwill
       angewiesen als umgekehrt. Und wenn in der gesamten arabischen Welt der Ruf
       nach Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie lauter wird, wird man diese den
       Palästinensern unter Israels Besatzungsregime auch nicht in alle Ewigkeit
       vorenthalten können.
       
       25 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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