# taz.de -- Gefährlicher Darmkeim: Ehec-Erreger breitet sich rapide aus
       
       > Die Quelle des Ehec-Erregers ist noch immer nicht gefunden und die Zahl
       > der Erkrankungen steigt stark an. Experten haben wenig Hofffnungen, die
       > Quelle des Darmkeims schnell zu finden.
       
 (IMG) Bild: Eine Pflegerin überprüft die Dialyse bei einer Patientin im Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.
       
       BERLIN/HAMBURG dapd/dpa | Die Zahl der Erkrankungen am gefährlichen
       Darmerreger Ehec ist in Deutschland stark angestiegen. Vor allem die
       Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verzeichneten
       am Mittwoch eine rasante Zunahme. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia
       Prüfer-Storcks (SPD) sagte, die Situation bleibe besorgniserregend. In
       Niedersachsen nahm die Zahl der Infektionen seit Dienstag um 30 Prozent auf
       344 zu, in Hamburg um 99 Fälle auf 668 und in NRW um 72 Fälle auf 200. Die
       Zahl der Todesfälle stieg bundesweit derweil auf 16.
       
       In Niedersachsen hat es nach Ministeriumsangaben das vierte Todesopfer
       durch Ehec gegeben. Eine 84 Jahre alte Patientin sei im Landkreis Harburg
       an der schweren Komplikation HUS gestorben, teilte das
       Gesundheitsministerium mit. Die Patientin sei bereits am vergangenen
       Sonntag gestorben, die Ehec-Infektion sei durch das Labor bestätigt.
       
       Andreas Samann vom Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg machte
       Bundestagsabgeordneten bei einer öffentlichen Sitzung im
       Ernährungsausschuss des Bundestages in Berlin wenig Hoffnung, dass die
       Quelle des Darmkeims rasch entdeckt wird. In fast 80 Prozent aller Fälle
       weltweit finde man den Erreger nicht, betonte er. Der Chef des
       Robert-Koch-Instituts Reinhard Burger, berichtete, inzwischen seien alle
       Bundesländer betroffen, besonders schwer Nordrhein-Westfalen,
       Schleswig-Holstein und Hamburg.
       
       ## "Einbußen im fünfstelligen Bereich"
       
       Derweil haben vier norddeutsche Landwirtschaftskammern die
       Informationspolitik des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Zusammenhang mit den
       Ehec-Warnungen scharf kritisiert. Das Berliner Institut hatte vergangene
       Woche vor dem Verzehr von Salatgurken, Blattsalaten und rohen Tomaten
       gewarnt. Dadurch sei den Gemüsebauern ein großer wirtschaftlicher Schaden
       entstanden, schrieben die Kammern in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und
       Schleswig-Holstein an Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU).
       
       Die Verunsicherung der Verbraucher habe zu Stornierungen von
       Lieferverträgen des Lebensmitteleinzelhandels geführt. "Für größere
       Betriebe bedeutet dies Einbußen im fünfstelligen Bereich täglich", heißt es
       in dem Schreiben. Damit sei die wirtschaftliche Existenz vieler Familien
       aufgrund vager Verdachtsmomente massiv gefährdet.
       
       Die Angst vor rohem Gemüse sorgt bei den deutschen Bauern für
       Umsatz-Einbrüche in Millionenhöhe. "Unsere Gemüsebauern haben jetzt einen
       Schaden von 30 Millionen Euro", sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner dem
       Fernsehsender N24. Er kritisierte, dass sich die Experten bei der Suche
       nach dem Ehec-Keim zu einseitig auf Gemüse festgelegt hätten, anstatt auch
       an anderen Stellen danach zu suchen.
       
       Aigner jedoch hält an ihrer Vorsicht fest. Sie sagte in Berlin, leider sei
       die Botschaft weiterhin, dass "die genaue Ursache des Geschehens noch nicht
       eingegrenzt werden konnte". Bei Patientenbefragungen seien Tomaten, Gurken
       und Blattsalate, die in Norddeutschland verzehrt wurden, "auffällig in der
       Schnittmenge" gewesen.
       
       1 Jun 2011
       
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