# taz.de -- Atomkraftwerke in Frankreich: Bei Hitze und Kälte läuft nichts mehr
       
       > Die meisten französischen Meiler werden mit Flusswasser gekühlt. Das wird
       > derzeit wieder einmal knapp. Wenn die Trockenheit weiter anhält, müssen
       > bis zu 44 Reaktoren vom Netz.
       
 (IMG) Bild: Wenn die Loire zufriert, muss das Atomkraftwerk Saint Laurent abgeschaltet werden.
       
       PARIS taz | Wie Deutschland leidet auch Frankreich unter einer anhaltenden
       Trockenheit. Von diesem Wassermangel sind nicht nur die Landwirte, die
       Haushalte und die Industrie betroffen – sondern auch die meisten
       [1][Atomkraftwerke in Frankreich]. Eben diejenigen, die für ihre Kühlung
       Flusswasser verwenden.
       
       Dieses Kühlwasser stellt rund 60 Prozent des gesamten Wasservolumens dar,
       das aus Oberflächengewässern entnommen wird. Da das Kühlwasser anschließend
       wieder in die Flüsse zurückgeleitet wird, werden schnell die Grenzwerte
       überschritten, die für die Erwärmung des Flusswassers noch erlaubt sind.
       
       Atomkraftgegner wie Stéphane Lhomme vom Observatoire du nucléaire sieht
       hier die "Achillesferse" der französischen Atomstromproduktion: "Es besteht
       die Gefahr, dass 44 der 58 Reaktoren in Frankreich abgestellt werden
       müssen." Besonders kritisch sei die Situation bereits in den Anlagen von
       [2][Golfech an der Garonne] und [3][Civaux an der Vienne].
       
       Schwere Versorgungsengpässe dürften sich erst recht ergeben, weil
       Frankreich – entgegen einer auch kürzlich von Industrieminister Eric Besson
       wiederholten – seit 2004 netto mehr elektrischen Strom aus Deutschland
       bezieht, als es dorthin exportiert.
       
       Mit der definitiven Schließung von sieben deutschen AKWs verschärfen sich
       die Probleme. Das gilt übrigens nicht nur für die Hitze im Hochsommer,
       sondern erst recht auch bei extremen Temperaturschwankungen im Winter: Als
       das AKW Saint-Laurent gebaut wurde, hatte niemand in Betracht gezogen, dass
       die Loire gefrieren könnte, die zur Kühlung von vier AKWs dienen muss.
       
       Wie Lhomme erzählt, musste im Januar 1987 der Reaktor A1 in Saint-Laurent
       notabgeschaltet werden, weil seine Kühlung aus der zugefrorenen Loire nicht
       mehr möglich war. Nur durch vorschriftswidrige Improvisationen habe der
       französische Stromkonzern EDF eine dramatische Entwicklung vermeiden
       können.
       
       Für die Kritiker des Observatoire du nucléaire ist somit der doppelte
       Beweis erbracht, dass die Atomenergie keine Lösung für die Probleme des
       Klimawandels darstellt, sondern bei den erwarteten Temperaturausschlägen im
       Gegenteil gravierende Risiken birgt.
       
       Atomstrom würde keineswegs eine Versorgung mit "günstiger" Energie
       garantieren, wie dies die Atomkraftlobby in Frankreich verspricht. Jetzt
       könne "EDF nur noch beten, dass der Regen fällt", um so zu vermeiden, dass
       die Mär von der zuverlässigen Energiequelle Atomkraft ein weiteres Mal
       auffliegt, spottet Lhomme.
       
       6 Jun 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nuklearanlagen_in_Frankreich
 (DIR) [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Golfech
 (DIR) [3] http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Civaux
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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