# taz.de -- Wieder Probleme mit Klimaanlagen: Bahnreisende erwartet heißer Sommer
> Ungefähr 20 Züge der Deutschen Bahn hatten am Sonntag Probleme mit den
> Klimaanlagen. Das ist auch in den kommenden Monaten nicht auszuschließen.
(IMG) Bild: Auch Weihnachten und Ostern mussten Züge geräumt werden.
BERLIN taz | Kunden der Deutschen Bahn müssen auch diesen Sommer wieder mit
ausfallenden Klimaanlagen im Fernverkehr rechnen. Es gebe "grundlegende
technische Probleme", die sich nach Einschätzung des Fahrgastverbandes Pro
Bahn nicht einfach lösen ließen, sagte Verbandschef Karl-Peter Naumann der
taz.
Die Ursachen für die schon im letzten Sommer aufgetretenen Schwierigkeiten
lägen 20 Jahre zurück. Bei der Bestellung der ICE-Züge habe man sich damals
zu sehr auf geltende Normen verlassen. Dauerhaft steigende Temperaturen
seien nicht mitberechnet worden.
Am Sonntag kam es bei rund 20 Zügen zu Verspätungen aufgrund defekter
Klimaanlagen. Viele Passagiere mussten sich Plätze in anderen Waggons
suchen oder aussteigen. Der ICE 548 von Berlin nach Köln wurde in Bielefeld
sogar komplett geräumt.
## "Bahn hat Versprechen vom letzten Sommer nicht umgesetzt"
Für Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) steht fest, dass die
Bahn ihre Verbesserungsversprechen vom letzten Jahr nicht wahrgemacht habe.
Der Konzern investiere eher in Sauberkeit als in die Funktionstüchtigkeit
der Klimaanlagen.
Dies möchte der Pro-Bahn-Chef Naumann so nicht gelten lassen. Er hoffe auf
Besserung im Rahmen einer Generalüberholung, die derzeit bei der Bahn
durchgeführt wird. Sie werde aber zwei Jahre in Anspruch nehmen; in der
Zwischenzeit sei weiter mit Problemen zu rechnen. Auch von der Bahn neu
bestellte IC-Züge würden erst in zwei Jahren geliefert. Am Sonntag waren
auch in einigen Zügen dieser Baureihe die Klimaanlagen ausgefallen. Das
Unternehmen müsse nun einen Notfallplan erstellen und schnell Ersatzwaggons
auftreiben, so Naumann.
## Höchstwerte am Sonntag: 32 Grad
Bei der Bahn selbst hieß es erst im Mai, man wolle die Probleme
"kurzfristig" durch verschiedene Maßnahmen in den Griff kriegen. Durch eine
häufigere Reinigung von Bauteilen und die Kontrolle der Kühlmittelmenge
solle auch noch bei 38 Grad Außentemperatur ein stabiler Betrieb der
Klimaanlagen im ICE 2 möglich sein. Die Höchstwerte in Deutschland lagen am
Sonntag jedoch bei nur 32 Grad.
Eine Sprecherin der Bahn sagte der taz, man müsse diesen Sommer mit einem
Ausfall von rund 2 Prozent der Anlagen rechnen. Von 3.300 im Fernverkehr
betriebenen Anlagen könnten demnach rund 66 den Dienst verweigern. "In den
Werkstätten liegt das Augenmerk auf den Klimaanlagen", so die Sprecherin.
Weil es aber nicht eine einzige Ursache gebe, könnten auch die bislang
ergriffenen Maßnahmen nicht sämtliche Ausfälle verhindern. Die Bahn wolle
betroffene Reisende entschädigen, so die Sprecherin. Ein Rechtsanspruch bei
Hitzeproblemen besteht – im Unterschied zu Verspätungen – aber nicht.
6 Jun 2011
## AUTOREN
(DIR) Daniel Hertwig
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