# taz.de -- Gesamtschule Göttingen und das Turbo-Abi: Ohrfeige vom Ministerium
       
       > Auch der Deutsche Hochschulpreis hat nicht geholfen: Die Gesamtschule in
       > Göttingen bekommt keine Sondergenehmigung, um vom Turbo-Abitur
       > abzuweichen.
       
 (IMG) Bild: Ehre: Noch vor kurzem überreichte Christian Wulff den Schulpreis.
       
       Der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) wird der
       preisgekrönten Integrierten Gesamtschule in Göttingen keine
       Sondergenehmigung erteilen, vom Abitur nach Klasse 12 abzuweichen. Das
       bestätigte Sprecher Roman Haase: "Die Vergabe der Allgemeinen
       Hochschulreife erfolgt auch an dieser Schule in der Regel nach 12
       Schuljahren", sagte er auf taz-Anfrage.
       
       Für die Schule bedeutet das, dass sie ihr am Freitag mit dem deutschen
       Schulpreis prämiertes Konzept aufgeben muss. Schulleiter Wolfgang
       Vogelsaenger hatte an die Verleihung die Erwartung geknüpft, die Arbeit
       fortsetzen zu können: "Die Politik des Ministeriums ist armselig", sagte er
       der taz.
       
       Die Weigerung der schwarz-gelben Regierung in Hannover, den Göttingern eine
       Sondergenehmigung zu erteilen, geht einher mit der Befürchtung, dass alle
       Gesamtschulen zum Abitur nach Klasse 13 zurückkehren könnten. Erst 2009
       wurde verfügt, dass auch Gesamtschüler in Klasse 12 die Prüfung machen
       müssen. Gegen das Turbo-Abi an Gymnasien und Gesamtschulen haben in
       Niedersachsen bislang 240.000 Menschen ein Volksbegehren unterschrieben.
       
       Die Göttinger Integrierte Gesamtschule gehört zu einer Handvoll Schulen,
       die von der Kultusministerkonferenz eine Ausnahmegenehmigung haben, Schüler
       bis zur 10. Klasse gemeinsam zu unterrichten. Ein Abitur in Klasse 12 würde
       nun bedeuten, dass in der 9. Klasse gesiebt wird und die Abiturienten
       separate Kurse belegen. Dabei war gerade die Teamarbeit in gemischten
       Tischgruppen ein Argument für die Schulpreisjury der Robert-Bosch-Stiftung,
       der Schule in diesem Jahr den Hauptpreis zuzusprechen.
       
       ## McAllister setzt auf Oberschule
       
       Bundespräsident Christian Wulff (CDU), der den Preis überreichte, betonte
       in seiner Laudatio, es sei wichtig, dass exzellente Unterrichtskonzepte wie
       die der Preisträger Schule machten.
       
       Nun legte aber nicht nur Wulff seinerzeit als niedersächsischer
       Ministerpräsident Gesamtschulen Steine in den Weg, auch sein Nachfolger
       David McAllister (CDU) erschwert deren Gründung. Er setzt stattdessen auf
       die Oberschule, in der Regel eine zusammengefasste Haupt- und Realschule
       ohne gymnasiale Oberstufe.
       
       Die Opposition im Landtag, die im März gegen die Oberschule stimmte, will
       das Thema Gesamtschulen nun noch einmal parlamentarisch aufrollen. "Es wäre
       ein Hohn, wenn Bundespräsident Wulff eine Integrierte Gesamtschule
       auszeichnet, die Regierung sie aber gleichzeitig zwingt, das Abitur nach 12
       Jahren einzuführen", sagte der Fraktionschef der niedersächsischen Grünen,
       Stefan Wenzel. Niedersachsen müsse sich bewegen.
       
       #Auch die SPD will Druck machen. Am Freitag wird sich Kultusminister
       Althusmann zunächst vor Gesamtschulfans erklären müssen. Er spricht auf der
       Festveranstaltung "40 Jahre Gesamtschule in Niedersachsen".
       
       14 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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