# taz.de -- Kommentar Berg-Karabach: "Volksdiplomaten" voran!
       
       > Weil der Gipfeldiplomatie kein Durchbruch gelingt, muss auf kleine
       > Schritte gesetzt werden. Erfolg kann die "Volksdiplomatie" von
       > Initiativen aus beiden Seiten bringen.
       
 (IMG) Bild: Trotz der Proteste türkischstämmiger Franzosen und Migranten wurde das Gesetz zu Armenien verabschiedet.
       
       Wieder einmal sind Friedensverhandlungen auf höchster Ebene zwischen
       Armeniern und Aserbaidschanern gescheitert. Und wieder einmal ist der
       Euphorie über einen angeblich unmittelbar bevorstehenden, quasi
       unterschriftsreifen Friedensvertrag die Ernüchterung gefolgt.
       
       Insbesondere an der Waffenstillstandslinie, an der sich armenische und
       aserbaidschanische Soldaten in Sichtweite gegenüberstehen, wird das zu
       neuen Spannungen führen. Die Schusswechsel kosten jetzt schon jedes Jahr 30
       Menschen das Leben: Sie werden noch zahlreicher werden, der
       Rüstungswettlauf wird an Geschwindigkeit noch zulegen. Nach Kasan ist ein
       neuer Karabach-Krieg wahrscheinlicher geworden.
       
       Dabei wissen alle, dass es in einem neuen Krieg, der noch verheerender wird
       als der Krieg Anfang der 90er Jahre, nur Verlierer geben wird. Nach Jahren
       rasanter Aufrüstung verfügen inzwischen beide Seiten über Waffen, die ganze
       Städte vernichten können.
       
       Dieses Mal könnten auch Länder wie die Türkei, die in diesem Konflikt fest
       an der Seite Aserbaidschans steht, oder Armeniens Schutzmacht Russland in
       den Krieg hineingezogen werden.
       
       Und wenn in einem neuen Krieg die Stromversorgung des vor der armenischen
       Hauptstadt Eriwan gelegenen Atomkraftwerkes Mezamor mehrere Tage
       unterbrochen sein sollte, könnte dieses Kraftwerk zu einem kaukasischen
       Fukushima werden.
       
       Zu einer Friedenspolitik der kleinen Schritte gehört es, die Ansiedlung von
       Armeniern in den von ihnen besetzten Gebieten zu stoppen, auf kriegerische
       Rhetorik und die Stationierung von schweren Waffen sowie die Abhaltung von
       Manövern nahe der Waffenstillstandslinie zu verzichten und direkte
       armenisch-aserbaidschanische Kontakte auf allen Ebenen zu fördern.
       
       Denn gerade weil der Gipfeldiplomatie kein Durchbruch gelingt, gilt es, auf
       kleine Schritte zu setzen und die "Volksdiplomatie" von armenischen und
       aserbaidschanischen Initiativen zu unterstützen.
       
       26 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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