# taz.de -- App-Kontrollen auf Facebook: Nutzer-Votings werden beachtet
       
       > Bislang dürfen Entwickler relativ unbehelligt Anwendungen für Facebook
       > entwickeln. Das führt oft zu Sicherheitsproblemen. Jetzt sollen bessere
       > Kontrollen das beenden.
       
 (IMG) Bild: Neues Ziel von Facebook: Entwickler sollen qualitativer werden.
       
       Facebook verstärkt seine internen Sicherheitsmaßnahmen. Der mit mehr als
       500 Millionen Mitgliedern größte Social-Networking-Anbieter der Welt hat
       die Kriterien verschärft, mit der externe Anwendungen überprüft werden, die
       auf der Plattform laufen. Damit soll sichergestellt werden, dass
       Datenschädlinge nicht mehr so einfach auf die Plattform gelangen können.
       Facebook reagiert mit der Maßnahme offenbar auf Kritik von Datenschützern
       und IT-Security-Spezialisten, die schon seit längerem fordern, dass
       Facebook handelt.
       
       So hatten die Sicherheitsforscher des Anti-Virus-Softwareherstellers Sophos
       bereits im vergangenen April einen [1][offenen Brief] an das Management des
       Unternehmens geschrieben. Darin riefen sie den Konzern auf, endlich die
       eigene App-Landschaft zu kontrollieren. "Es ist viel zu einfach,
       Facebook-Entwickler zu werden. Mit über einer Million registrierter
       Developer ist es kaum überraschend, dass der Dienst voller schädlicher
       Anwendungen und viraler Betrügereien ist." Nur überprüfte und zugelassene
       Entwickler sollten erlaubt werden, Apps auf der Plattform zu publizieren.
       "Wann plant Facebook, zu handeln?", fragt Sophos.
       
       Doch ganz so aggressiv geht der Internet-Konzern mit seinen neuen Maßnahmen
       dann doch nicht vor. So gibt es immer noch keine Zwangsüberprüfung für jede
       einzelne auf der Plattform laufende Anwendung, wie dies etwa bei Apples
       App-Store für iPhone und iPad gehandhabt wird. Stattdessen prüft eine
       automatische Software, ein sogenannter Bot, Facebook-Apps auf mögliche
       Probleme.
       
       Dabei will der Konzern laut Aussagen des Firmeningenieurs Eugene
       Zarakhovsky künftig verstärkt das Feedback von Nutzern einbinden. "Eine
       Anzahl von Anwendungen, die negative Bewertungen durch User erhielten,
       wurden abgeschaltet oder um Funktionen bereinigt." Dabei gehe es
       insbesondere um Apps, die Einträge auf die Pinnwand des Nutzers vornehmen,
       die oftmals als Spam markiert würden.
       
       ## Wenig Gegenliebe bei Entwicklern
       
       Allerdings tue es Facebook leid, dass die Maßnahme derart plötzlich
       gekommen sei, so Zarakhovsky in einem Forum für Entwickler. Wer glaube,
       ungerechtfertigterweise Probleme bekommen zu haben, solle sich bei Facebook
       melden.
       
       Bei den betroffenen App-Programmierern stößt die Maßnahme unterdessen nicht
       auf Gegenliebe. Ein Entwickler mit über 30 Spieleanwendungen und einer
       Million täglicher Nutzer schrieb, er habe über sechs Monate lang keinerlei
       Probleme gehabt und auch kein negatives Feedback erhalten. Trotzdem seien
       seine Anwendungen nun deaktiviert worden. "Ich weiß nicht, was ich tun
       soll. Eine Million tägliche aktive Nutzer weg und das nur wegen eines
       Bots."
       
       Andere nicht mehr verfügbare Apps verschwanden sogar samt Daten. Eine
       Software zum Hochladen von Bildern wurde inklusive entsprechender Aufnahmen
       entfernt, wie ein Entwickler angab. Facebook beruhigte, man werde die
       genauen Kriterien für seine neuen Prüfmaßnahmen in den folgenden Wochen
       veröffentlichen.
       
       ## Laut Gerüchten setzt Facebook auf HTML5?
       
       Der Netzwerkkonzern scheint jedoch keine Anstalten zu machen, ein
       Grundproblem zu lösen: Das Überprüfen jeder einzelnen Anwendung durch
       firmeneigene Review-Teams ist nach wie vor nicht vorgesehen. Das könnte
       aber auch daran liegen, dass der Arbeitsaufwand enorm hoch wäre - obwohl
       Apple es mit Apps im sechsstelligen Bereich durchaus schafft.
       
       Neben den Fragen der Sicherheit könnte Facebook aber auch aus einem
       weiteren Grund die Apps stärker kontrollieren: Gerüchten aus der Branche
       zufolge bastelt Facebook an einem neuen Ansatz, der Apples App-Store
       Konkurrenz machen soll. Beim sogenannte "Project Spartan" geht es angeblich
       darum, Facebook-Programme auf möglichst viele Mobilplattformen zu holen -
       und zwar über die auf den meisten Smartphones mittlerweile verfügbaren
       [2][HTML5-Browser].
       
       So ließe sich sowohl Apples App Store als auch Googles Android Market
       umgehen. Beide werden mit teils eiserner Hand kontrolliert, verbieten
       bestimmte Anwendungsarten und verlangen von jeder Transaktion 30 Prozent -
       Geld, das Facebook dann selbst behalten könnte.
       
       30 Jun 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://nakedsecurity.sophos.com/2011/04/18/facebook-open-letter/
 (DIR) [2] /1/netz/netzgeraete/artikel/1/webherrschaft-geht-nur-mit-html5/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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