# taz.de -- Frankreich schlägt Kanada 4:0: Endlich Klatsche!
       
       > Einen glänzenden Auftritt legten die Französinnen hin und sind damit auf
       > bestem Weg zum Gruppensieg – fehlt nur noch Gegner Deutschland. Für
       > Kanada dürfte dies das Aus bedeuten.
       
 (IMG) Bild: Zweimal für Frankreich getroffen: Gaetane Thiney (M.)
       
       BOCHUM taz | Es war der erste klare Sieg bei dieser Weltmeisterschaft.
       Frankreich schlug Kanada mit 4:0. Ein denkwürdiger Sieg in einem intensiven
       Spiel. Es war dieses Rugbyraunen, das am Donnerstagnachmittag des öfteren
       zu hören war im Bochumer Ruhrstadion, dieses spezielle Geräusch, das aus
       den Äußerungen des Publikums entsteht, wenn zwei Spieler in vollem Lauf
       aufeinanderprallen.
       
       Beim Spiel Kanada gegen Frankreich war es immer dann zu hören, wenn die
       Spielerinnen den Zweikampf mit Körperkontakt suchten. Es war ein unheimlich
       intensives Spiel. Vor allem den Kanadierinnen war von Anfang an anzumerken,
       dass sie alles versuchen würden, ein frühzeitiges Ausscheiden aus dem
       Turnier zu vermeiden. Mit 0:4 gingen ihre Spielerinnen regelrecht unter.
       „Manchmal ist es besser den Kopf auszuschalten und den Ball einfach einmal
       wegzuschlagen.“ Die Fehler ihrer Abwehr wird sie so schnell wohl nicht
       vergessen.
       
       Dabei hatten die Kanadierinnen gut angefangen. Sie spielten eine Art
       Brachialpressing und hofften wohl so den technisch weit überlegenen
       Französinnen den Schneid abzukaufen. Es gelang ihnen nicht. Am Ende setzte
       sich der bessere Fußball durch. Und die 16.591 Zuschauer im Stadion durften
       sich über einen herrliches Fernschusstor von Gaetane Thiney zum 2:0 (60.),
       einen nicht minder schönes Kopfballtor von Camille Abily zum 3:0 (66.) und
       einen Sprint, den die eingewechselte Elodie Thomis zum 4:0 (83.) abschloss,
       freuen. Dass Thiney das 1:0 (24.) im Abseits stehend erzielt hatte, war da
       längst vergessen. Die WM hat einen neuen Mitfavoriten: Frankreich.
       
       Schon in der ersten Hälfte hatte Frankreich elf Mal auf das Tor geschossen,
       Kanada brachte es gerade einmal auf zwei Schüsse. Nach einer halben Stunde
       hatten die Französinnen, deren beste Technikerin Louisa Necib sich im
       zentralen Mittelfeld austoben durfte, das Mittel gefunden gegen die wilden
       Kanadierinnen gefunden: ein schnelles Laufspiel, das von präzisen
       Flachpässen auf die Außenpositionen angeschoben wurde.
       
       Doppeltorschützin Gaetane Thiney schien selbst ein wenig überrascht über
       das gelungene Spiel ihrer Mannschaft. Und sie glaubt, dass Frankreich noch
       besser werden kann. „Vor ein paar Wochen hat noch keiner mit uns gerechnet
       aber jetzt werden wir Schritt für Schritt in Richtung Sieg arbeiten“, sagte
       sie.
       
       Frankreichs Trainer würde so etwas nie sagen. Für ihn gibt es nach wie vor
       nur einen Turnierfavoriten: Deutschland. „Wenn wir weiterkommen“, sagte er,
       „dann spielen wir um nicht mehr als um den zweiten Platz. Es weiß doch
       jeder, dass Deutschland Weltmeister wird“. Für ihn war der Sieg auch nicht
       so deutlich wie für alle anderen Augenzeugen an diesem Tag. „Die Kanadier
       haben ihre Chancen nicht verwertet, wir haben getroffen. So ist das.“
       
       Ganz klein wollte sich da einer machen vor dem finalen Gruppenspiel gegen
       Deutschland. Immerhin lobte er seine „Mädchen“ dafür, dass sie ihren Weg
       gefunden haben an diesem Tag. Die hätten sich gewünscht mit einer
       Doppelsechs zu spielen und Bini erfüllte ihnen den Wunsch. Bini ist wohl
       das, was man einen demokratischen Trainer nennt und so schaffte er es, dass
       alle seine Spielerinnen, wenn sie von ihren Erfolgen sprechen, nie über
       sich selbst sondern immer nur von ihrem Team reden.
       
       Und während die Französinnen und ihr Trainer darüber nachdenken, wie hoch
       sie die Erwartungen für dieses Turnier schrauben sollen, machte sich
       Carolina Morace nach dem Spiel dem WM-Aus schon Gedanken über die weitere
       Entwicklung des Spiels in Kanada. Es gelte erst einmal einen regelmäßigen
       Spielbetrieb zu organisieren. Während Kanada wieder ganz unten anfangen
       muss, könnte Frankreich bald ganz hoch hinaus kommen.
       
       30 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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