# taz.de -- 14. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: "Gute Stimmung bei den Soldaten"
       
       > Per Textnachricht und SMS tauschten sich der angeklagte FDLR-Präsident
       > Murwanashyaka und seine Feldkommandeure über Kampfhandlungen im Kongo
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Da war er noch auf freien Fuß: FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka bei einem Interview in Rom im Jahr 2005 - lange vor den Ereignissen von 2009.
       
       STUTTGART taz | Die Kommunikation zwischen FDLR-Präsident Ignace
       Murwanashyaka in Deutschland und seinen Militärkommandanten im Feld im
       Osten der Demokratischen Republik Kongo stand im Mittelpunkt des 14.
       Prozesstages am 6. Juli. Per Textnachricht ersattete FDLR-Kommandant
       "Sadiki" am 11. März 2009, zu Zeiten intensiver Kämpfe zwischen den
       ruandischen Hutu-Milizen im Kongo und der kongolesischen Armee FARDC,
       seinem Präsidenten in Deutschland Bericht über getötete FARDC-Soldaten und
       erbeutetes Material. Bei Sadiki handelt es sich um Oberstleutnant Evariste
       Kanzeguhara, genannt "Sadiki Soleil", Kommandeur des 2. FDLR-Bataillons
       "Montana" in Kashebere in der Provinz Nord-Kivu. Ähnliche Berichte waren
       bereits am 4. Juli verlesen worden.
       
       Thematisiert wurde auch das Massaker von Busurungi in der Nacht vom 9. zum
       10. Mai 2009, bei dem die FDLR nach Aussagen von Überlebenden und
       geflohenen Mittätern rund 1.500 Hütten anzündete und 94 Menschen tötete
       (taz vom 2. Mai 2011). Es war ein Racheangriff für ein vorhergegangenes
       Massaker an ruandischen Hutu-Flüchtlingen im nahegelegenen Shario-Wald
       durch die kongolesische Armee am 3. Mai gewesen. Die Verteidigung behauptet
       jetzt, E-Mails mit Bezug auf Shario und eine dort geplante UN-Untersuchung
       hätten mit Busurungi nichts zu tun, und zieht in Zweifel, dass das Massaker
       tatsächlich von der FDLR begangen wurde, da nicht auszuschließen sei, dass
       Angehörige anderer Gruppen sich als FDLR ausgäben.
       
       Verlesen wurde eine E-Mail zu Busurungi, die FDLR-Präsident Murwanashyaka
       am 15. Mai an die allgemeinen Mail-Adressen der FDLR weiterleitete. Auf
       Seiten des "Feindes" habe es 37 Tote gegeben, darunter auch Ehefrauen der
       Soldaten; auf "Freundesseite" 2 Tote. 18 große Gewehre und viel Munition
       seien erbeutet worden. "Die Stimmmung bei den Soldaten ist gut, da FARDC
       viele Flüchtlinge massakriert hat in der Region", heißt es.
       
       Murwanashyaka und sein 1. Stellvertreter Straton Musoni wurden am 17.
       November 2009 in Deutschland verhaftet und stehen jetzt in Stuttgart vor
       Gericht. Diese Verhaftungen kamen offenbar nicht unerwartet, wie aus einer
       Mail an Murwanashyaka vom 4. Juli 2009 hervorgeht: Darin wird auf ein
       Treffen zwischen der kongolesischen Regierung, der UN-Mission (Monuc) und
       Amerikanern in Goma Bezug genommen. Die Festnahmen von Murwanashyaka und
       Musoni seien geplant, es werden ein mit den USA zusammenarbeitender "Spion"
       als Ersatz für Murwanashyaka gesucht. Gesucht würden auch alle vom
       UN-Völkermordtribunal für Ruanda) gesuchten Völkermordtäter. Man müsse sich
       also auf Operationen vorbereiten, die die Ausrottung der FDLR zum Ziel
       haben, und man solle sich lokalen kongolesischen Mai-Mai-Milizen annähern,
       um die Rückkehr der zur kongolesischen Armee übergelaufenen
       Mai-Mai-Kommandeure Lafontaine und Janvier zu erreichen.
       
       7 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bianca Schmolze
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) 18. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: "Kommissar als Bauern verkleiden"
       
       Die FDLR wollte eine UN-Untersuchung beeinflussen, um eines ihrer
       schlimmsten Massaker im Kongo zu verschleiern. Dies belegt ein abgehörtes
       Telefonat.
       
 (DIR) 17. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: Es kommt Leben in den Gerichtssaal
       
       Im Stuttgarter Gericht werden erstmals Mitschnitte abgehörter Telefonate
       des FDLR-Präsidenten Murwanashyaka abgespielt: ein Stück kongolesische
       Zeitgeschichte.
       
 (DIR) 16. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: FDLR lehnte Friedensplan ab
       
       Von kirchlicher Seite gab es 2009 Bemühungen, die durch Militärschläge
       geschwächte ruandische Hutu-Miliz zum Frieden zu bewegen. Murwanashyaka
       wollte das nicht.
       
 (DIR) 15. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: Latein oder Swahili?
       
       Weitere Verlesungen des Mail- und SMS-Verkehrs zwischen FDLR-Präsident
       Murwanashyaka und Verantwortlichen im Feld. Die Verteidigung moniert
       "Übersetzungsfehler".
       
 (DIR) 13.Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: "Haben Dorf in Brand gesetzt"
       
       Der angeklagte Milizenchef Murwanashyaka wusste über die Kampfhandlungen im
       Ostkongo genau Bescheid. Die Qualität der E-Mail-Übersetzung ist aber
       umstritten.
       
 (DIR) 12. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: Streit um die Dolmetscher
       
       Die Verteidigung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher wirft den Dolmetschern
       Befangenheit vor. Generalbundesstaatsanwältin Monika Harms wurde als Zeugin
       geladen.
       
 (DIR) 11. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: "Ich habe mit Musare gesprochen"
       
       Post aus Deutschland: Dank Emails stand Ignace Murwanashyaka mit
       FDLR-Anhängern in aller Welt in Kontakt - zehn davon wurden nun im Prozess
       gegen ihn verlesen.