# taz.de -- Abschluss von Merkels Afrikareise: Auf tropischer Klassenfahrt
       
       > Angela Merkels Tour wird zum Abschluss selbst von deutschen Unternehmern
       > kritisch kommentiert: "wenig aussagekräftig und eine große
       > Schulmeisterei."
       
 (IMG) Bild: Will die Bedingungen diktieren: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Nigerias Präsidenten, Goodluck Jonathan.
       
       ABUJA taz | Es war ein kurzer Auftritt, den Bundeskanzlerin Angela Merkel
       (CDU) in Nigeria zum Abschluss ihrer Afrikareise absolvierte. Ein Gespräch
       mit Vertretern der Religionsgemeinschaften, welches Merkel "interessant"
       nannte.
       
       Eine Pressekonferenz im Schnelldurchlauf gemeinsam mit dem nigerianischen
       Präsidenten Goodluck Jonathan. Die Eröffnung des deutsch-nigerianischen
       Wirtschaftsforums. Und eine Stippvisite im Hauptquartier der
       westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas.
       
       Anders als in Angola, wohin sie Patrouillenboote verkaufen möchte, und in
       Kenia, wo sie dem größten Flüchtlingscamp der Welt mit über 350.000
       Menschen eine zusätzliche Million Euro versprochen hat, hat die
       Bundeskanzlerin in Nigeria gerade einmal angekündigt, eine neue binationale
       Kommission einzurichten.
       
       Diese soll künftig die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Nigeria
       stärken. Es gibt schon seit einigen Jahren das alljährliche
       deutsch-nigerianische Wirtschaftsforum, mit dessen Organisation sich beide
       Länder abwechseln, sowie eine deutsch-nigerianische Energiepartnerschaft.
       Doch nun muss offenbar eine neue Kommission her.
       
       "Es war wenig aussagekräftig und eine große Schulmeisterei", beurteilt ein
       Teilnehmer des Wirtschaftsforums Merkels Blitzbesuch am Tag danach. Er
       kennt Politikerreisen, seine Firma hat seit vielen Jahren Kontakte in
       Afrika. Der Auftritt der Kanzlerin sei so gewesen wie häufig: Europa will
       die Bedingungen diktieren. "Es wäre viel besser, Unterstützung ohne
       Vorbedingungen zu geben." Diese könnten dann im Laufe des
       Geschäftsprozesses entwickelt werden.
       
       ## "Es gibt doch wichtigere Diskussionen"
       
       Deshalb versteht er auch die Aufregung in Deutschland um die sechs bis acht
       angekündigten Patrouillenboote für Angola nicht, die Merkels Werbetour eine
       plötzliche Brisanz in Deutschland und ein großes Medienecho eingebracht
       haben. Die Kriegsschiffe hält er für unbedenklich: "Ich gehe nicht davon
       aus, dass Angola in der Lage ist, die Schiffe dementsprechend zu warten und
       überhaupt richtig einzusetzen."
       
       Kritiker in Deutschland vermuten, die Boote könnten zum Transport von
       Soldaten benutzt werden. In Nigeria stoßen diese Bedenken auch bei einem
       anderen Geschäftsmann auf Schulterzucken: "Es gibt doch wichtigere
       Diskussionen." Kontaktpflege und Suche nach Geschäftspartnern
       beispielsweise.
       
       Dafür macht nun statt Merkel Nigerias Präsident Jonathan Werbung. Er will
       weg vom schlechten Image des afrikanischen Riesen: Wer Nigeria hört, denkt
       an Korruption, Entführungen, Erpressungen und Bomben. "Nigeria ist der
       größte Markt", will Jonathan stattdessen seine Heimat bei der Eröffnung des
       Wirtschaftsforums im vollbesetzten Konferenzsaal schmackhaft machen.
       
       Und außerdem eine Schatzkammer: "In unserem Land gibt es allein 34
       verschiedene Rohstoffe", so Jonathan weiter. Interessant könnte in Zukunft
       Erdgas werden, was derzeit noch im ölreichen Nigerdelta als Abfallprodukt
       verbrannt wird. "Es wird daran gearbeitet, es künftig als Energie zu
       nutzen."
       
       Angela Merkel sagt, Nigeria sei ein wichtiger Partner für die
       Bundesregierung, und das nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene. "Nigeria ist
       ein Impulsgeber für die Region und wichtig zur Konfliktprävention", sagt
       sie. Ad absurdum führt sie das gleich ein paar Sätze später wieder, als sie
       ausführt, es sei der erste Besuch eines deutschen Bundeskanzlers in Nigeria
       seit 1978. Das zeugt offensichtlich von einem großen Interesse.
       
       15 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Grüne Niedersachsen
       
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