# taz.de -- Rating-Agenturen: Konkurrenz aus Europa
       
       > Den großen Agenturen aus den USA wollen die Europäer mit einem eigenen
       > Modell begegnen. Roland Berger verspricht Transparenz und öffentliche
       > Kontrolle
       
 (IMG) Bild: Soll ein Gegengewicht aus Europa bekommen: US-Rating-Agentur Moody's.
       
       BERLIN taz | Das Meinungsoligopol der US-Ratingagenturen Moodys, Standard &
       Poors und Fitch könnte schon sehr bald geknackt werden. Die
       Unternehmensberatung Roland Berger hat ein europäisches Modell erarbeitet,
       das sie EU-Kommission, Bankaufsichten, Bundesregierung und den Regierungen
       der anderen Euro-Länder vorgelegt hat. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel
       (CDU) haben sich in den vergangenen Tagen auch eine Reihe von
       EU-Kommissaren mehrfach für den Aufbau einer europäischen Ratingagentur
       ausgesprochen.
       
       Roland Berger schwebt ein staatlich unabhängiges Stiftungsmodell vor. "Es
       wird auch kein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht", versichert Markus
       Krall, Seniorpartner von Roland Berger und Initiator dieses Modells. Es
       soll privat finanziert werden und auch deutlich günstiger als die
       US-Konkurrenten arbeiten. Während das Rating etwa eines DAX-Konzerns
       schnell sechs- oder siebenstellige Beträgen kosten kann, solle die
       europäische Agentur günstiger arbeiten.
       
       Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten, Unternehmen und
       Finanzprodukten. Bislang wird der Ratingmarkt bestimmt von den drei
       US-amerikanischen Agenturen. An ihre Benotungen klammern sich nicht nur
       Finanzdienstleister, sondern auch Regierungen und Zentralbanken aus aller
       Welt. Anleihen etwa mit Ramschstatus finden so gut wie keine Abnehmer. In
       Misskredit sind die drei großen US-Agenturen vor allem im Zuge der
       Finanzkrise geraten. Sie hatten über Jahre hinweg US-Hypothekenpapiere
       überbewertet und damit mit zur weltweiten Finanzkrise beigetragen. Bei der
       Beurteilung der aktuell angeschlagenen Eurostaaten wird ihnen unter anderem
       auch von Teilen der Bundesregierung und der EU-Kommissaren vorgeworfen,
       dass sie mit ihren Herabstufungen die Staatsschuldenkrisen in den
       südeuropäischen Ländern zusätzlich befeuern. Als prinzipielles Problem wird
       vor allem gesehen, dass sie bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit von
       Schuldverschreibungen ausgerechnet von denen bezahlt werden, die sie auch
       bewerten. Beim Modell von Roland Berger hingegen sollen Investoren das
       Rating bezahlen.
       
       Die Europäische Agentur soll auf vollkommene Transparenz setzen. "Alle
       Daten, die ins Rating einfließen, sollen im Internet abrufbar sein",
       versichert Krall und spricht von einem "Maximum an öffentlicher Kontrolle".
       Ein wissenschaftlicher Beirat soll wiederum die Arbeit der Rater bewachen.
       Kritiker bemängeln an den US-Agenturen, dass oft nicht nachvollziehbar sei,
       nach welchen Kriterien sie ganze Länder benoten.
       
       Zur Finanzierung schlägt Krall eine privatrechtliche Stiftung vor, bei der
       25 europäische Finanzdienstleister ein Kapital in Höhe von insgesamt 300
       Millionen Euro einbringen, das nach drei bis fünf Jahren wieder
       zurückerstattet wird. Zugleich soll ein Risikokapital angespart werden: Die
       Agentur soll bei Fehlern gegenüber Investoren haftbar gemacht werden können
       - ein Novum beim europäischen Modell.
       
       19 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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