# taz.de -- Streit der Woche: Sind Ratingagenturen überbewertet?
       
       > Seit der Eurokrise zählen Ratingagenturen zu den ausgemachten Buhmännern
       > in Europa. Überbringen sie nur die schlechten Nachrichten oder
       > verursachen sie diese selbst?
       
 (IMG) Bild: Portugisen demonstrieren dagegen, dass ihre Staatsanleihen nur noch Ramsch-Status haben.
       
       Wenn ich jemandem Geld gebe, wie sicher kann ich mir dann sein, dass er mir
       die geliehene Summe plus Zinsen am vereinbarten Tag zurückzahlt? Eine
       simple Fragestellung, die den amerikanischen Finanzanalysten John Moody vor
       etwas mehr als hundert Jahren dazu brachte, die weltweit erste
       Ratingagentur zu gründen. Der Bedarf nach einem unabhängigen Unternehmen,
       das die Kreditwürdigkeit von Firmen und Staaten objektiv bewerten konnte,
       schien groß zu sein, denn schon wenige Jahre nach der Gründung überwachte
       Moody's bereits so gut wie alle Anleihen, die auf dem amerikanischen Markt
       verfügbar waren. Heute steht seine Firma mit ihrer Dienstleistung im
       Ranking der größten Buhmänner ganz weit oben.
       
       Denn Moody's ist eine von nur drei Ratingagenturen, deren Stimme Gewicht
       hat. Wenn Moody's, Standard & Poor's oder Fitch Ratings sagen: "Vorsicht,
       der Kreditwürdigkeit dieses Landes kann man nicht mehr trauen" , dann
       schießen die Zinsen für die Staatsanleihen des Landes schnell in die Höhe
       und es kann sich noch schwerer aus der eigenen Verschuldung befreien.
       
       Im Juni ging es Griechenland so, im Juli dann Portugal und Irland. "CCC"
       oder "Ba1" nennen die Agenturen ihre Ratings, "Ramsch-Niveau" fasst es die
       Presse etwas greifbarer zusammen und die Ratings der Agenturen drohen zu
       einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu werden.
       
       Kritik lässt da nicht lange auf sich warten. "Europa darf sich nicht von
       drei US-Privatunternehmen kaputt machen lassen", sagte die
       EU-Justizkommissarin Viviane Reding der Welt und [1][forderte die
       G20-Staaten auf, das Agenturen-Kartell zu zerschlagen]. Der
       SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sagte der
       Wirtschaftswoche, Ratingagenturen seien "ein ernst zu nehmendes Problem für
       die Stabilität von Staaten". Sie seien nur dem Profit verpflichtet und
       trieben notleidende Länder systematisch in die Pleite.
       
       Die Ratingagenturen selbst hingegen sehen das naturgemäß anders. Torsten
       Hinrichs, Deutschland-Chef von Standard & Poor's, sagte der taz [2][in
       einem Interview]: "Nicht wir sind schuld an den wirtschaftlichen Problemen.
       Die Versäumnisse hat die Politik in den jeweiligen Ländern zu
       verantworten."
       
       Was meinen Sie? Wird den Ratingagenturen zu Recht vorgeworfen, sie trägen
       eine Mitschuld an der Eurokrise oder verhält man sich mit solcher Kritik
       wie ein König, der den Sendboten köpfen lassen will, nur weil er ihm eine
       schlechte Nachricht überbringt? Anders gefragt: Sind Ratingagenturen
       überbewertet?
       
       Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt einen kurzen, prägnanten Beitrag aus
       und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz, das der gedruckten
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       700 Anschläge umfassen und mit Email-Adresse und Klarnamen des Autors
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       19 Jul 2011
       
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