# taz.de -- Kommentar anonymisiertes Bewerben: Keine Garantie für Fairness
       
       > Diskriminierung muss nicht mit brennenden Flüchtlingsheimen einhergehen.
       > Vor ihr ist kein Personaler gefeit - gerade weil sie oft subtil ist.
       
 (IMG) Bild: Unabhängige Personalwahl: Die Stadt Celle hat an einem Pilotprojekt des Bundes teilgenommen.
       
       Celle ist überzeugt: Anonymisierte Bewerbungsverfahren dämmen
       Diskriminierung ein und helfen so, allen Bewerbern mit gleicher
       Qualifikation auch gleiche Chancen zu ermöglichen. Stimmt das? Leben wir
       nicht in einer multikulturellen Gesellschaft, in der solche korrigierenden
       Maßnahmen längst überflüssig sind? Diskriminierung aufgrund von Herkunft,
       Alter, Geschlecht - das war doch früher. Oder doch nicht?
       
       Nein. Denn Diskriminierung muss nicht mit brennenden Flüchtlingsheimen
       einhergehen. Vor ihr ist kein Personaler gefeit - gerade weil sie oft
       subtil ist. Beispielsweise, wenn er eine Bewerberin für einen
       Sekretariatsjob bevorzugt, die ein hübsches Foto mitgeschickt hat. Oder sie
       eben deshalb vielleicht gerade aussortiert.
       
       Zu viele Angaben in einer Bewerbung lenken ab vom Wesentlichen: der
       beruflichen Qualifikation. Diejenigen, die sie vorweisen können, schaffen
       die erste Hürde. Ganz einfach. Egal, ob sie Mohammed Yildiz heißen, 58
       Jahre alt sind oder drei Jahre wegen Erziehungsurlaub im Job aussetzen
       mussten.
       
       Dennoch: Das anonymisierte Bewerbungsverfahren ist kein Garant für
       Fairness. Ein Entscheider kann auch im persönlichen Gespräch Ressentiments
       hegen - und entsprechend ablehnen. Oder eben feststellen, dass Herr Yildiz
       perfekt deutsch spricht, ein 58-Jähriger mit Erfahrung glänzt und eine
       Mutter beim Wiedereinstieg in den Beruf hoch motiviert ist.
       
       19 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emilia Smechowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Pilotprojekt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Anonymes Bewerbungsverfahren in Celle: „Vorbild für alle Kommunen“
       
       Die Stadtverwaltung Celle hat erstmals einen Spitzenposten per
       anonymisiertem Bewerbungsverfahren vergeben. Somit sei eine
       „diskriminierungsfreie Personahlwahl“ garantiert.
       
 (DIR) In Celle werden Bewerbungen anonymisiert: Leistung soll sich wieder lohnen
       
       Die Stadt Celle hat gute Erfahrungen mit anonymisierten Bewerbungsverfahren
       gemacht. Die Kommune will sie auch über ein laufendes Pilotprojekt hinaus
       erhalten.